VALERIANA OFFICINALIS
Baldrian taucht auch zusammen mit Bibernelle als geweissagtes Heilmittel in vielen Pestsagen auf: „Eßt Bibernellen und Baldrian so geht euch die Pest nicht an“
Abends eingenommen kann er bei Schlafproblemen unterstützen. Nur wenig bekannt ist, dass Baldrian uns aber auch zur Erdung verhilft, die Augen und den Kopf stärkt, wenn die Gedanken einfach nicht zur Ruhe kommen wollen. Schon in mittelalterlichen Kräuterbüchern ist er als Kräftigungsmittel zu finden, z. B. gegen Erschöpfung durch geistiges Arbeiten: Die Wirkstoffe beeinflussen u. a. die Verstoffwechslung zahlreicher Botenstoffe des Gehirns – darunter auch Dopamin, das u. a. beim Lernen, Denken und Verstehen eine wichtige Rolle spielt. Verbreitet ist die Empfehlung für Baldriantee, auf ärztlichen Rat hin wird oft auch ein fertiges Baldrianpräparat bei Unruhezuständen eingenommen. (Quelle: Natur & Heilen, Februar 2023)
Botanisches
Vorkommen
Er wächst bei uns nahezu überall, häufig an Gewässern oder auf feuchten Böden, und es gibt unzählige Arten dieses Helfers. Der Echte Baldrian kommt in weiten Teilen
Europas (außer Portugal) und
Westasien vor. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich weiter ostwärts bis
Sibirien und Russlands Fernem Osten,
Korea,
China,
Taiwan und
Japan.
Baldrian ist frostbeständig und gedeiht in Sonne oder Halbschatten in fast jedem Boden. Als
Feuchtbodenpflanze verträgt er auch gelegentliche Überschwemmungen und kommt daher in der freien Natur häufig auf Wiesen entlang von Gewässerläufen vor.
Inhaltsstoffe
Wirkstoffe
Die Wirkstoffe sind je nach Herkunft unterschiedlich zusammengesetzte
ätherische Öle mit Bornylacetat und Bornylisovalerianat als Hauptkomponenten. Diese sind auch verantwortlich für den typischen Baldriangeruch, der beim Trocknen der Droge auftritt. Weil dieser Geruch dem Lockduft läufiger Katzen ähnelt, werden Kater davon angelockt. Weitere Inhaltsstoffe sind Valeranon,
Caryophyllen,
Camphen und weitere
Mono- und
Sesquiterpene, Sesquiterpencarbonsäuren wie die
Valerensäuren,
Valepotriate (Iridoide) mit
Valtrat und
Isovaltrat. Wegen der Instabilität dieser Verbindungen sind in Extrakten und Tinkturen z. T. nur deren Abbauprodukte, die sogenannten Baldrinale, nachweisbar. Auch Aminosäuren und in geringer Menge
Lignane und
Pyridinalkaloide wurden als Inhaltsstoffe gefunden.
Pharmakologie
Als
pharmazeutische Droge dienen die getrockneten unterirdischen Pflanzenteile. Die Baldrianwurzel (Valerianae radix) ist eines der bekanntesten pflanzlichen Beruhigungsmittel. Nachgesagt wird ihr unter anderem eine Wirksamkeit bei Unruhe- und Angstzuständen, Schlafstörungen, nervös bedingten Herzbeschwerden und krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Bereich. Am häufigsten kommt der Arznei-Baldrian als Trockenextrakt zum Einsatz. Auch als Badezusatz soll Baldrian beruhigend wirken. Wissenschaftliche Belege für viele dieser Wirkungen fehlen jedoch. So ist unklar, ob Baldrian-Präparate bei Schlafstörungen helfen oder Angstzustände lindern können.
Heilwirkungen
Die geschilderten Heilwirkungen konnten bisher keiner Einzelsubstanz zugeordnet werden, so dass für die
Heilwirkung das Zusammenspiel mehrerer Wirkstoffgruppen angenommen werden muss. Es gibt allerdings Hinweise, dass die Lignane mitverantwortlich für die schlaffördernde Wirkung des Baldrians sind. Diese auch als Schlaflignane bezeichneten Olivilverbindungen setzen an den gleichen Rezeptoren im Gehirn (Adenosin-A1-Rezeptoren) an wie das körpereigene
Adenosin. Vergleichbar wie Adenosin fördern die Lignane den Schlaf, sie wirken wie ein pflanzliches Adenosin
Baldrian ist ein Verwandter des
Feldsalats (Valerianella spec. – Kleiner Baldrian). Das frische Frühlingsgrün des Baldrians kann in Salaten mitgegessen werden – er erinnert im Geschmack an Feldsalat, ist sogar etwas zarter. Die
Blüten sind gleichfalls genießbar.
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Baldrian neben anderen Kräutern in der Natur, Foto Ute Mangold |
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Quelle: Wilde Kräuter - Feine Weine, Ute Mangold |
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