ANGELIKA, ENGELWURZ - ANGELICA SYLVESTRIS
Die Engelwurz mit ihrem typischen würzigen Geruch ist eine
alte Heil- und Gewürzpflanze. Im Paris des 19. Jahrhunderts gab es kandierte
Engelwurzstängel als Süßigkeit zu kaufen. Dazu werden junge Blattstängel vor
der Blüte geerntet und mit Wasser, Zucker und Zitrone kandiert. Ähnlich wie mit
Orangeat oder Zitronat lassen sich damit wunderbar Süßspeisen aromatisieren.
Zarte Engelwurzstängel eignen sich auch zur Herstellung eines Sirups. Er hat
ein würziges Aroma, das fast an Waldmeister erinnert. Die Wurzel der Angelika
ist eine Zutat verschiedener magenstärkender Liköre wie Chartreuse, Bénédictine
oder Karmelitergeist. Auch im Klosterfrau-Melissengeist und Doppel-Herz ist
Angelikawurzel enthalten.
Der Name der Angelica archangelica bezieht sich auf
den Erzengel Raphael, der sie in Zeiten der Pest einem Eremiten als Heilmittel
empfohlen hat. Tatsächlich kauten während der Pestepidemien Ärzte die Wurzel
der Engelwurz, um sich vor der Pest zu schützen. Im Mittelalter war die
Engelwurz neben Bibernelle, Enzian, Wacholderbeere und Blutwurz in allen
Klostergärten zu finden.
Historisches
Die Engelwurz (Angelica sylvestris), auch Wilde Angelika
genannt, hat eine lange Tradition in der Heil- und Küchenkräuterkunde. Bereits
im Mittelalter wurde die Pflanze von Heilkundigen wegen ihrer vielfältigen
medizinischen Eigenschaften geschätzt. Der Name „Engelwurz“ leitet sich aus der
damaligen Vorstellung ab, dass die Pflanze von Engeln gebracht wurde, um die
Menschen vor Krankheiten zu schützen. In der nordischen Mythologie wird sie
ebenfalls erwähnt und galt als magische Pflanze, die Schutz vor bösen Geistern
bot.
Botanisches
Die Engelwurz ist in Europa und Teilen Asiens heimisch. Die
Engelwurz ist eine der größten heimischen Doldenblütler und kann bis zu 2,5 m
hoch werden. Sie wächst gerne an feuchten Stellen in Auwäldern, an Flussufern,
in Gräben und an Waldrändern und auf Feuchtwiesen. Die Pflanze bevorzugt
nährstoffreiche, feuchte Böden und kann in Höhenlagen bis zu 1500 Metern
gefunden werden.
Die noch imposantere, nahe Verwandte: Arznei-Engelwurz
„Angelica archangelica“ wächst in Nord- und Osteuropa bis nach Sibirien und
verströmt einen wunderbar aromatischen Duft. Beide haben einen gerieften runden
Stängel, der sehr robust ist, oft rötlich und innen hohl. Der „Rhabarber des
Nordens“. Ihre großen Blätter sind 2- bis 3-fach gefiedert und am Rand
ungleichmäßig gesägt. Die Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris) hat große
Blütendolden, deren Farbe von weiß bis rosa reicht. Die Arznei-Engelwurz
(Angelica archangelica) blüht hellgrün bis gelb.
Ernte
Die jungen Stängel sollten vor der Blüte bis Juni geerntet werden. Danach wird der Furocumaringehalt zu hoch und kann bei empfindlichen Menschen Hautirritationen hervorrufen.
Vorsicht!
Wie bei allen Doldenblütlern besteht auch hier Verwechslungsgefahr mit dem hochgiftigen Schierling! Deshalb nur verwenden, wenn die Pflanze genau bestimmt wurde.
Inhaltsstoffe
Für ihren würzigen, fast moschusartigen Geruch sorgt ihr
Gehalt an Cumarinen und an ätherischen Ölen, vor allem den Terpenen. Ihre
Inhaltsstoffe haben eine nerven- und magenstärkende Wirkung.
Angelikawurzel enthält ätherisches Öl mit Mono- und Sesquiterpenen; der typisch moschusartige Geruch des Öls geht zurück auf die darin enthaltenen macrocyclischen Lactone (u.a. Tri-, Penta- und Heptadecanolid). Die Droge enthält außerdem Furocumarine und prenylierte Cumarine sowie verschiedene Phenolcarbonsäuren, Fettsäuren und Saccharose. (Quelle: Arzneipflanzenlexikon)
Aus einer weiteren Quelle stammen diese Angaben: Engelwurz, insbesondere die Arznei-Engelwurz, enthält eine Vielzahl von bioaktiven Verbindungen, darunter: Ätherische Öle (Hauptbestandteile sind α-Pinen, Limonen, Sabinen und β-Phellandren). Cumarine (Angelicin, Bergapten, Imperatorin). Bitterstoffe: Angelicasäure (Appetitanregend). Flavonoide: Quercetin, Kaempferol und Gerbstoffe.
Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)
Verwendet werden die getrockneten unterirdischen Teile,
bestehend aus dem Wurzelstock und den Wurzeln (Angelikawurzel - Angelici
radix).
Die Droge des Handels stammt aus Kulturen in Thüringen,
Polen und Holland.
Wirkungen und Pharmakologie
Die Inhaltsstoffe der Engelwurz haben eine Reihe von pharmakologischen Wirkungen: Sie wirken antimikrobiell, insbesondere die ätherischen Öle wirken gegen Bakterien und Pilze. Die Flavonoide und Cumarine reduzieren Entzündungen und wirken krampflösend. Die Bitterstoffe regen die Produktion von Verdauungssäften an und fördern den Appetit.
In der modernen Phytotherapie wird die Engelwurz vor allem bei Verdauungsbeschwerden, Appetitlosigkeit, leichten Krämpfen und Erkältungskrankheiten eingesetzt.
Anerkannte medizinische Anwendung
Angelikawurzel wurde vom HPMC bisher nicht bearbeitet.
ESCOP: dyspeptische Beschwerden wie leichte Bauchkrämpfe,
verzögerte Verdauung, Blähungen und Völlegefühl; Appetitlosigkeit, Bronchitis;
diese Anwendungsgebiete stützen sich auf Erkenntnisse der langjährigen
Anwendung am Menschen.
Kommission E: Appetitlosigkeit; Verdauungsbeschwerden wie
leichte Magen-Darm-Krämpfe, Völlegefühl, Blähungen.
Traditionelle Anwendung
Traditionell angewendet zur Unterstützung der Verdauungsfunktion bzw. zur Unterstützung der Magen-Darm-Funktion und zur Anregung des Appetits (traditionelle Anwendung nach § 109a).
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