ANGELIKA, ENGELWURZ - ANGELICA SYLVESTRIS


Von Franz Eugen Köhler, Köhler's Medizinal-Pflanzen - List of Koehler Images, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=255493

Die Engelwurz mit ihrem typischen würzigen Geruch ist eine alte Heil- und Gewürzpflanze. Im Paris des 19. Jahrhunderts gab es kandierte Engelwurzstängel als Süßigkeit zu kaufen. Dazu werden junge Blattstängel vor der Blüte geerntet und mit Wasser, Zucker und Zitrone kandiert. Ähnlich wie mit Orangeat oder Zitronat lassen sich damit wunderbar Süßspeisen aromatisieren. Zarte Engelwurzstängel eignen sich auch zur Herstellung eines Sirups. Er hat ein würziges Aroma, das fast an Waldmeister erinnert. Die Wurzel der Angelika ist eine Zutat verschiedener magenstärkender Liköre wie Chartreuse, Bénédictine oder Karmelitergeist. Auch im Klosterfrau-Melissengeist und Doppel-Herz ist Angelikawurzel enthalten.

Der Name der Angelica archangelica bezieht sich auf den Erzengel Raphael, der sie in Zeiten der Pest einem Eremiten als Heilmittel empfohlen hat. Tatsächlich kauten während der Pestepidemien Ärzte die Wurzel der Engelwurz, um sich vor der Pest zu schützen. Im Mittelalter war die Engelwurz neben Bibernelle, Enzian, Wacholderbeere und Blutwurz in allen Klostergärten zu finden.

Historisches

Die Engelwurz (Angelica sylvestris), auch Wilde Angelika genannt, hat eine lange Tradition in der Heil- und Küchenkräuterkunde. Bereits im Mittelalter wurde die Pflanze von Heilkundigen wegen ihrer vielfältigen medizinischen Eigenschaften geschätzt. Der Name „Engelwurz“ leitet sich aus der damaligen Vorstellung ab, dass die Pflanze von Engeln gebracht wurde, um die Menschen vor Krankheiten zu schützen. In der nordischen Mythologie wird sie ebenfalls erwähnt und galt als magische Pflanze, die Schutz vor bösen Geistern bot.

Botanisches

Die Engelwurz ist in Europa und Teilen Asiens heimisch. Die Engelwurz ist eine der größten heimischen Doldenblütler und kann bis zu 2,5 m hoch werden. Sie wächst gerne an feuchten Stellen in Auwäldern, an Flussufern, in Gräben und an Waldrändern und auf Feuchtwiesen. Die Pflanze bevorzugt nährstoffreiche, feuchte Böden und kann in Höhenlagen bis zu 1500 Metern gefunden werden.

Die noch imposantere, nahe Verwandte: Arznei-EngelwurzAngelica archangelica“ wächst in Nord- und Osteuropa bis nach Sibirien und verströmt einen wunderbar aromatischen Duft. Beide haben einen gerieften runden Stängel, der sehr robust ist, oft rötlich und innen hohl. Der „Rhabarber des Nordens“. Ihre großen Blätter sind 2- bis 3-fach gefiedert und am Rand ungleichmäßig gesägt. Die Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris) hat große Blütendolden, deren Farbe von weiß bis rosa reicht. Die Arznei-Engelwurz (Angelica archangelica) blüht hellgrün bis gelb.

Ernte

Die jungen Stängel sollten vor der Blüte bis Juni geerntet werden. Danach wird der Furocumaringehalt zu hoch und kann bei empfindlichen Menschen Hautirritationen hervorrufen.

Vorsicht!

Wie bei allen Doldenblütlern besteht auch hier Verwechslungsgefahr mit dem hochgiftigen Schierling! Deshalb nur verwenden, wenn die Pflanze genau bestimmt wurde.

Inhaltsstoffe

Für ihren würzigen, fast moschusartigen Geruch sorgt ihr Gehalt an Cumarinen und an ätherischen Ölen, vor allem den Terpenen. Ihre Inhaltsstoffe haben eine nerven- und magenstärkende Wirkung.

Angelikawurzel enthält ätherisches Öl mit Mono- und Sesquiterpenen; der typisch moschusartige Geruch des Öls geht zurück auf die darin enthaltenen macrocyclischen Lactone (u.a. Tri-, Penta- und Heptadecanolid). Die Droge enthält außerdem Furocumarine und prenylierte Cumarine sowie verschiedene Phenolcarbonsäuren, Fettsäuren und Saccha­rose. (Quelle: Arzneipflanzenlexikon)

Aus einer weiteren Quelle stammen diese Angaben: Engelwurz, insbesondere die Arznei-Engelwurz, enthält eine Vielzahl von bioaktiven Verbindungen, darunter: Ätherische Öle (Hauptbestandteile sind α-Pinen, Limonen, Sabinen und β-Phellandren). Cumarine (Angelicin, Bergapten, Imperatorin). Bitterstoffe: Angelicasäure (Appetitanregend). Flavonoide: Quercetin, Kaempferol und Gerbstoffe.

Arzneilich verwendete Pflanzenteile (Droge)

Arzneiengelwurz (Angelica archangelica L.)
Familie: Doldengewächse (Apiaceae) 

Verwendet werden die getrockneten unterirdischen Teile, bestehend aus dem Wurzelstock und den Wurzeln (Angelikawurzel - Angelici radix).
Die Droge des Handels stammt aus Kulturen in Thüringen, Polen und Holland.

Wirkungen und Pharmakologie

Die Inhaltsstoffe der Engelwurz haben eine Reihe von pharmakologischen Wirkungen: Sie wirken antimikrobiell, insbesondere die ätherischen Öle wirken gegen Bakterien und Pilze. Die Flavonoide und Cumarine reduzieren Entzündungen und wirken krampflösend. Die Bitterstoffe regen die Produktion von Verdauungssäften an und fördern den Appetit. 

In der modernen Phytotherapie wird die Engelwurz vor allem bei Verdauungsbeschwerden, Appetitlosigkeit, leichten Krämpfen und Erkältungskrankheiten eingesetzt.

Anerkannte medizinische Anwendung

Angelikawurzel wurde vom HPMC bisher nicht bearbeitet.

ESCOP: dyspeptische Beschwerden wie leichte Bauchkrämpfe, verzögerte Verdauung, Blähungen und Völlegefühl; Appetitlosigkeit, Bronchitis; diese Anwendungs­gebiete stützen sich auf Erkenntnisse der langjährigen Anwendung am Menschen.

Kommission E: Appetitlosigkeit; Verdauungsbeschwerden wie leichte Magen-Darm-Krämpfe, Völlegefühl, Blähungen.

Traditionelle Anwendung

Traditionell angewendet zur Unterstützung der Verdauungsfunktion bzw. zur Unter­stützung der Magen-Darm-Funktion und zur Anregung des Appetits (traditionelle An­wendung nach § 109a).

Angelika sylvestris, aufgenommen am Waldrand (c) Ute Mangold

Angelica sylvestris wild vorkommend in einer
Hochstaudenflur in einer Feuchtwiese zwischen
Zunsweier und Diersburg bei Offenburg.
Foto: (c) Ute Mangold, wiesengenuss














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