HOLUNDER

SAMBUCUS NIGRA



Was hat der Holunder mit Frau Holle zu tun? 

Sein Name leitet sich wahrscheinlich von einer Göttin aus der nordischen Mythologie ab, sie hieß Holla oder Frau Holder. Der „Holler“ oder „Holderbusch“, wie er auch genannt wird, ist ein Teil vieler alter Märchen, Mythen und Kinderlieder: „Husch, husch, husch - wir gehen unter’n Hollerbusch....“. Im Frühsommer ist der Holunder übersät mit intensiv duftenden Blütendolden, die aussehen wie Schnee. Und wie wir uns erinnern, schneite es im Märchen von den Gebrüdern Grimm auf der ganzen Erde, wenn Frau Holle ihre Betten ausschüttelte. Andere Quellen berichten davon, dass sein Name auf das althochdeutsche holan-tar (engl hollow-tree), der hohle Baum zurückgeht. Seine mit leichtem Mark gefüllten Zweige werden beim Vertrocknen innen hohl. Sie enthalten Kieselsäure und wurden für Pfeile oder in der Steinzeit sogar zum Durchsägen von Steinen verwendet.


Foto: © wiesengenuss

Vorkommen: Der Holunder ist ein Menschenfreund. Er wächst bevorzugt in Gärten, in der Nähe von Häusern, Scheunen und Ställen. Auch an Waldrändern, in Gebüschen und am Bachrand. In nördlichen Breiten wird der Holunder „Flieder“ genannt.

Heilkräuterforscher glauben, dass er schon den Steinzeitmenschen als Heilkraut bekannt war. Dem Landvolk galt er als lebende Apotheke, ein treuer Freund, der für allerlei Krankheiten ein Mittelchen bereit hielt. Ein Schutzbaum, der an jeder Scheune stand. In ihm wohnte der gute Hausgeist. Noch heute werden in ländlichen Gegenden Holunderzweige in den Ställen, zum Schutz und um böse Geister von den Tieren fernzuhalten, aufgehängt. Seine Äste und Zweige sind in der Rinde durch Kieselsäure verstärkt und innen sehr markreich. Durch Trocknung werden sie innen hohl. So eigneten sie sich früher für Pfeile, die gleichzeitig eisenhart und sehr leicht waren.

Als Hausbaum schützt er „die Elfen drin“. Vor den Stall gepflanzt schirmte er das Vieh vor Verhexung ab und schützte Höfe vor Feuern, Seuchen und Verzauberung. Wohl auch deshalb ist der Hollerbusch so verbreitet in ländlichen Gegenden und Dörfern. Dem Landmann galt der Holunder als gesamte Hausapotheke: „Rinde, Beere, Blatt und Blüte, jeder Teil ist Kraft und Güte“.

Inhaltsstoffe: Die Blüten enthalten ein Flavonglykosid, das Rutin. Der Holunder enthält ätherische Öle, schweißtreibende Glykoside, Schleim, Zucker und Gerbstoffe, Kaffeesäure und eine fiebersenkende Substanz. Letztere konnte wissenschaftlich noch nicht eindeutig identifiziert werden. Die Früchte enthalten große Mengen Vitamin C, dazu Vitamin A, Kalium und andere Vitamine und Mineralstoffe. Blätter und Rinde enthalten vornehmlich Gerbstoffe. Zerriebene Blätter helfen bei einem Spaziergang gegen Mücken.

Seine Beeren sind zwar reich an Vitamin C, dürfen aber nicht roh gegessen werden, da sie Sambunigrin (Blausäureglycoside) enthalten, was Schwindel, Übelkeit, Durchfall und Erbrechen hervorrufen kann.

Pharmakologisch bedeutsam ist auch die Holunderblüte, deren Flavonoide bei Erkältungskrankheiten schweißtreibend und damit fiebersenkend wirken. Er hat eine ähnliche Wirkung wie der Lindenblütentee. Wie schon erwähnt sind die Holunderbeeren (auch Fliederbeeren genannt) wertvoll wegen ihres Vitamin C und Vitamin A (Carotin) Gehaltes. Die Fruchtsäuren wirken abführend.

Im Mai werden die Blüten des Holunders gesammelt und zu Sirup angesetzt. Die traditionelle Sammelzeit für die Trocknung ist am 24.Juni (Johannistag, der Beginn des Sommers).


Endlich Ruhe: Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)

Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein galt der Holunder als die Apotheke des Bauern, und nahezu jedes Bauernhaus hatte auf dem Grundstück mindestens einen Holunderstrauch. Bestimmte Farbstoffe, die die reifen Früchte schwarz färben, entfalten eine antioxidative Schutzwirkung: die Anthocyane. Wir können besonders dann davon profitieren, wenn unser Gehirn stark beansprucht wird und wir uns kaum noch konzentrieren oder etwas merken können.

Die Anthocyane verfügen über eine Wirkkraft, die deutlich über jener der bekannten Vitamine C und E liegt. Freie Radikale können durch die Stoffe abgefangen werden, bevor unser Erbgut oder unsere Nerven beschädigt werden. In der volksheilkundlichen Anwendung steht der Saft der Beeren für eine kraftvolle Unterstützung bei Abwehrschwäche und Nervenschmerzen. Die Blüten (aus Kräuterhandlung oder Apotheke) werden z. B. bei rheumatischen Beschwerden, Erkältungen und Atemnot eingesetzt. (Quelle: Natur & Heilen, Stimulanzien aus der Natur, Februar 2023)

Ernte: Ab Mitte Mai können die Blüten geerntet werden, die Beeren ab Mitte September.

In der Küche: Der Holunder ist eine alte Heilpflanze, die traditionell auch in der Küche verwendet wurde. Seine Blüten und Beeren sind essbar, während alle grünen Teile roh giftig sind. Aus den Blüten stellt man Holunderblütensekt oder Hollerkücherl her. Die Blüten sind auch als schweißtreibendes Mittel bei Erkältungen bekannt. Die dunkelvioletten Beeren eignen sich für Holunderbeerensaft, für Sorbet oder eine Mousse. Auch zu Wild- und Geflügelgerichten und Desserts in Kombination mit Birnen sind die aromatischen Beeren zu verwenden. Dabei sollten die Kernchen entfernt werden, da sie schwach giftig sind.


Foto: © wiesengenuss




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