SPITZWEGERICH

Plantago lanceolata 



Illustration aus Billeder af Nordens flora, Lindman, C. A. M. (Carl Axel Magnus), 1856-1928

Als Heilpflanze ist der „König des Weges“ ein altbewährtes Kraut. Vom Hustensirup bis zum natürlichen Pflaster gegen Insektenstiche. Er wirkt reizmildernd auf die Schleimhäute und beruhigend. Sowohl der Spitzwegerich mit seinen lanzettlichen Blättern als auch der Breitwegerich mit den runden Blättern sind in ihrer Wirkung gleichrangig. Die antibakteriellen Inhaltsstoffe wirken entzündungshemmend und finden bei der Wundheilung ihren Einsatz.

Ist man draußen mit Kindern unterwegs lindert er als "Wiesenpflaster" sofort Mückenstiche oder zum Beispiel Quaddeln, die durch Kontakt mit einer Brennnessel entstanden sind.

Wie sein Name schon sagt - wächst der Wegerich meist am Wegesrand, oft sogar mitten im Weg. Auch in beweideten Wiesen und auf Almen kommt er gerne vor. Die bodenständige Blattrosette des Wegerichs ist trittfest und selbst bei starker Beweidung wachsen aus ihr immer wieder neue Blättchen hervor. Charakteristisch für seine Blätter sind fünf durchgehende, zähe Blattadern. Sie sorgen dafür, dass das Blatt auch bei Verletzung noch stabil bleibt.

Die Indianer Nordamerikas nannten die Pflanze „White Man’s Foot“, denn sie beobachteten, dass diese Pflanze überall dort wuchs, wo der Weiße Mann seinen Fuß hinsetzte. Die klebrigen Samen des Wegerichs haften an Fußsohlen, Tierpfoten, Schuhen und sogar Rädern, dies ist seine ganz spezielle Ausbreitungsstrategie. Planta heißt auf lateinisch die Fußsohle, daher sein wissenschaftlicher Name. Im Althochdeutschen ist wega der Weg und rih der König.

Wegerichblüte. Foto (c) Ute Mangold

Vorkommen

Von Europa hat sich die Pflanze mittlerweile über die ganze Welt verbreitet. In Fettwiesen, Parkrasen, mageren Wiesen, an Wegen, in Äckern und auf Brachland findet man den Wegerich. Botanisch eine Charakterart der Grünland-Gesellschaften.

Botanisches

Der Spitzwegerich (Plantago lanceolata), auch Spießkraut, Lungenblattl oder Schlangenzunge genannt, ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae) gehört. In Mitteleuropa gibt es drei wichtige Wegerich-Arten, die an der Blattform unterschieden werden können. Den Spitz-Wegerich (Plantago lanceolata) mit langen lanzettlichen Blättern, den Mittleren Wegerich (Plantago media) mit eiförmigen Blättern und den Breit-Wegerich (Plantago major) mit großen löffelförmigen Blättern. Alle drei enthalten die gleichen Wirkstoffkombinationen und können ähnlich verwendet werden. Ihre Blütezeit reicht von April/Mai bis Oktober. Die Blätter können fast ganzjährig geerntet werden.

Wirkstoffe

Die Wegeriche enthalten das antibakterielle Glykosid Aucubin sowie Schleimstoffe, Gerbstoffe, Kieselsäure (Siliziumoxid, SiO²), Saponine, sowie Vitamin B12 und Zink. Die Kombination der Inhaltsstoffe macht ihn so wertvoll. Arzneimittelzubereitungen aus Spitzwegerich haben reizmildernde, adstingierende (zusammenziehende) und antibakterielle Wirkungen. 

Pharmakologie und Anwendung

  • Spitzwegerichsirup ist bekannt als bewährtes Hustenmittel, vor allem bei Reizhusten und bei akuten Entzündungen der Atmungsorgane. Durch einen lindernden Schleimüberzug schützt er die entzündeten Schleimhäute des Mund- und Rachenraums.  
  • Schleim und Vitamin B12 zeigen eine gute protektive Wirkung auf die Lungen-, Magen- und Darmschleimhaut. 
  • Schleim, Bitterstoffe und Kieselsäure (Siliziumoxid) helfen Entzündungen und Geschwüre der Schleimhäute abzubauen. Sie gelten auch als blutungswidrig und können auch bei Organ- oder Regelblutungen ihre Wirkung entfalten. 
  • Zink als Spurenelement aktiviert sämtliche Enzyme. Zinkmangel wirkt sich vor allem auf die Dünndarmschleimhaut aus, in Form einer nachlassenden Vitalität. Die Patienten wirken müde, schlapp und schwer. Als ob "man so gar nicht in die Gänge kommt." 
  • Die Wirkung der Gerbstoffe und das wundheilfördernde Element des Zinks hilft auch bei Quetschungen, Prellungen, Stauchungen und Sehnenscheidenentzündungen. 
  • In früheren Zeiten wurden Zinkeimer dem Vieh zur Tränke gereicht und man beobachtete bei den Nutztieren eine krankheitsvorbeugende Wirkung. 

Nebenwirkungen

Gegenanzeigen, Wechsel- und Nebenwirkungen sind keine bekannt.

Als Arzneidroge

In der Apothekersprache wird das Heilmittel aus Spitzwegerich als Plantaginis lanceolatae herba (Spitzwegerichkraut) bezeichnet. Gemäß der gültigen Monografie im Europäischen Arzneibuch sind die Blätter des Spitzwegerichs offizinell.
  • Als offizinell (arzneilich, auch offizinal; von lat. officina: Abgaberaum, Anfertigungsraum, Werkstatt, Fabrik) werden Arzneistoffe und -pflanzen bzw. bestimmte Teile oder Zubereitungen daraus sowie Herstellungs- und Prüfmethoden bezeichnet, die durch eine Monographie eines aktuell gültigen Arzneibuchs (z. B. das europäischedeutsche (DAB) oder österreichische (ÖAB) Arzneibuch) charakterisiert sind. Quelle: wikipedia
Es gibt ihn in vier Zubereitungsarten. 
Als Kraut - Plantaginis lan. / maj. hb. (Das Kraut),
als Extrakt - 
extr. fluid 
als Urtinktur und 
als 
Balsam

Historisches

Von den antiken Ärzten und in der Volksheilkunde wurden die Spitzwegericharten bei Insektenstichen und Bisswunden aller Art angewendet. Auch bei Schlangenbissen. In der Volksmedizin wird Spitzwegerich äußerlich in Form des frischen Presssafts als Wundheilmittel verwendet. Zerrieben oder gekaut gilt er als ein natürliches Pflaster und wird auf frische Wunden aufgelegt (wohl schon seit der Steinzeit). Äußerlich angewendet wirkt er zusammenziehend und wundheilfördernd. Abkochungen wurden zur Heilung von Blutungen und Schleimhautverletzungen im Magen-Darm-Bereich genutzt.
Der Wegerich ist eine der wenigen Zinkspeicherpflanzen, der in Rezepturen unter Zufügung von Lein und Lebertran zu Wundheilpasten verarbeitet wurde.
Bei einer Mittelohrentzündung wurde früher der frische Saft in die Ohren geträufelt. Heute wegen fehlender Sterilität nicht mehr empfehlenswert.

"Wie häufig der Wegerich den Weg säumt fällt uns nur selten auf. Mit seinen unscheinbaren Blüten, die eher an eine auf langem Stängel ruhende Grasähre erinnert, aus der kleine Blütchen mit zierlichen Staubgefäßen schauen, geht er im bunten Wiesenallerlei fast unter. Weil der Wegerich sich von der Erde, in die er mit seiner ganzen Wurzel tief eindringt, nicht fesseln lassen will, treibt er seine Blüten hoch in die Gegenrichtung, dem Luftigen, dem Licht entgegen. Dabei muss er sich ganz besonders stark den Erd- und Wasserkräften entledigen. Diese Eigenschaft verleiht ihm die Kräfte auch feurige und überhitzte Prozesse zu kühlen. Der Wegerich vermittelt zwischen dem Wässrigen der Lebenskräfte und dem Luftigen des Lebensatems." (Quelle: Alpmed, Zweisimmen, CH).

Wegerich in einer Frühlingswiese. Foto (c) Ute Mangold

In der Küche

Aufgrund seiner Bitterstoffe wird er in der Wildkräuterküche als Gewürzpflanze eher sparsam eingesetzt. Mit milderen Pflanzen wie Giersch, Vogelmiere kombiniert, ergibt er einen schönen Wildkräutersalat, findet Verwendung in Suppen oder bei Gemüsegerichten. Aus den Blütenköpfen kann ein feiner Spitzwegerichsirup zubereitet werden. Die Knospen können auch wie die Gänseblümchen als „Wilde Kapern“ eingelegt werden.

Quellen & Lesenswertes

Wegerich in den Schweizer Bergen. Foto (c) alpmed.ch




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