LAVENDEL (Lavandula angustifolia)


Echter Lavendel (Lavandula angustifolia), Illustration
Franz Eugen Köhler, Köhler's Medizinal-Pflanzen - List of Koehler Images

„Ein Lavendelfeld ist Pflanze gewordener Himmel, der sich auf die Erde gesenkt hat. Kein Blau ist so rein wie sein inniges Lavendelblau, das Lavendelfelder zum Meditationsteppich der sanften edlen Ruhe werden lässt. Der Lavendel ist der Innbegriff eines mediterranen Sommertraums voller Glück und entspannter Momente. Sechs bis zehn kleine Blüten mit einem lippenumsäumten Mäulchen formen sich in der Blütezeit von Juli bis August zu sogenannten Scheinähren, sie streben mächtig in diese Blütenoffenbarung hinein. Die weich-flaumig behaarten, schmalen Blätter des Lavendels verbreiten ihren edlen beruhigenden Duft. Wer mit den Händen durch dieses Blütenmeer fährt, spürt es wie das sänftigende Berühren des Himmels.“ Quelle: alpmed

Jedes Jahr stellt der interdisziplinäre Studienkreis „Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ am Institut für Geschichte der Medizin der Universität Würzburg eine „Arzneipflanze des Jahres“ vor – 2020 ist es der Echte Lavendel. Die beliebte, blau blühende Lippenblütler-Pflanze wird seit der Antike als Heilpflanze zur Beruhigung und Entspannung genutzt.

Foto: alpmed.ch


Botanisches und Vorkommen von Lavendel

Lavendelarten kommen weltweit vor, sofern die Boden und Klimaverhältnisse stimmen. Er bevorzugt trockene warme Hänge und wird vielerorts kultiviert. Für Duft, Aroma und auch als Arznei. Angebaut wird er im gesamten Mittelmeerraum, hauptsächlich in Frankreich. In riesigen Lavendelfeldern. Unterschieden wird zwischen dem Echten Lavendel (Lavandula angustifolia) und dem Schopflavendel (Lavandula stoechas). Beide gehören zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae oder Labiatae). Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet dieser mediterranen Arten erstreckt sich von den Kanarischen Inseln, Madeira über ganz Südeuropa bis zum östlichen Mittelmeer und Nordwestafrika. Als Standort werden Garigues, Macchien, lichte Kiefernwälder auf trockenen, kalkfreien Böden bevorzugt.

Echter Lavendel ist ein graufilzig behaarter, aromatisch riechender Halbstrauch mit einer Höhe von 20 bis 80 Zentimetern. Er trägt lanzettförmige dunkelgrüne lederartige Blätter und Blütenstände, auf denen sechs-bis zehnblütige Scheinquirle mit tiefblauen kurzgestielten Blüten sitzen. Sowohl die Zweige als auch die Laubblätter und die Blütenkelche enthalten Öldrüsen.

Verwendung von Lavendel in der Pflanzenheilkunde

Die Pflanzenheilkunde verwendet meist die lila Blüten (Lavandulae flos). Die Blüten werden vor dem Aufblühen gesammelt, so dass sich die angenehm aromatisch duftenden Blüteöle noch ungeöffnet in ihrem etwa 5mm langen Kelch befinden. Hauptsächlich in Südfrankreich gewinnt man das Lavendelöl.

Geschichte des Lavendels

Seit der Antike wurde Lavendel in der Kosmetik und Medizin verwendet, damals allerdings noch der Schopflavendel Lavandula stoechas. Der Name Lavendel rührt vom lateinischen Wort lavare, das „waschen“ bedeutet. Das Kraut wurde aber nicht nur zum Waschen und Baden verwendet, sondern fand früh Eingang in die Heilkunde. Der römisch-griechische Arzt Dioskurides (1. Jhd n. Chr.) beschreibt um das Jahr 60 n.Chr. den Schopflavendel (Lavandula stoechas) als “ein Kraut mit schlanken Zweigen, behaart wie Thymian, doch langblättriger und scharf im Geschmack und etwas bitter”. In Ägypten wird Lavendel seit alters her als Parfüm- und Räucherbestandteil genutzt. Die Griechen und Römer verwendeten Lavendel als Badezusatz.


Der Echte Lavendel hatte seine große Zeit mit Beginn der Klostermedizin. Seine Wirkung als natürliches Motten-Repellent erkannte Hildegard von Bingen, die große Heilkundlerin und „Pflanzen-Klosterfrau“ des frühen Mittelalters (1098 – 1179). Sie empfiehlt den Lavendel auch als Mittel gegen Läuse, rät aber von der inneren Einnahme ab. Nur als Lavendelwein empfiehlt sie ihn und hier gegen Lungenbeschwerden.

Im Mittelalter nutzte man den Lavendel auch als Liebespflanze, Aphrodisiakum und wie heute als Raumduft mit gleichzeitig desinfizierendem Effekt. Aber auch ein weiterer Lavendel, der Speick-Lavendel – Großer Speik (Lavandula latifolia), machte im Mittelalter von sich reden.

Seit dem 19. Jahrhundert verstärkte man die Ernte und Verarbeitung des wildwachsenden Lavendels. Im 20. Jahrhundert wuchs daraus deine regelrechte Lavendel-Industrie. So wird in der heutigen Zeit der Echte Lavendel in der Naturmedizin als Beruhigungsmittel bei nervöser Unruhe und Schlaflosigkeit verwendet und in der Aromatherapie genutzt. Die Plantagen in der französischen Haute-Provence sind die wohl bekanntesten.

Ätherische Öle und andere Inhaltsstoffe

Im Mittelmeerraum heimisch, steckt der Lavendel voller wertvoller ätherischer Öle. Wer seinen Geruch mag, kann nicht nur von den schlaffördernden Eigenschaften profitieren. „Er lässt sich auch tagsüber nutzen“, so Kräuter­expertin Karina Nouman (Fräulein Grün). „Wer beispielsweise unter großem Leistungsdruck steht, hat einen beruhigenden Freund an seiner Seite, der am Tag nicht müde macht und in hektischen Situationen unterstützen kann.“ Lavendel ist ein Schutzkraut, das Dinge fernhält, die uns innerlich buchstäblich auffressen könnten. Um jederzeit davon zu profitieren, einige wenige Tropfen reinen ätherischen Öls auf die Haut, ein Taschentuch oder das Kopfkissen auftragen. Mehrmals tief ein- und ausatmen. Wer aufgrund von Ängsten nicht schlafen kann, kann auch Kapseln mit Lavendelöl versuchen. Eine Kapsel enthält zumeist 80 mg und wird abends nach der Hauptmahlzeit eingenommen.

Bestandteile des Arzneimittels – Lavendelblüten

Die Blüten Lavandulae flos, bestehen aus den getrockneten und kurz vor der Entfaltung gesammelten Blüten des Echten Lavendel, Lavandula angustifolia MILLER sowie deren Zubereitungen in wirksamer Dosierung.

Die Arzneidroge enthält mindestens 1,5% ätherisches Öl mit den Hauptbestandteilen. Getrocknete Lavendelblüten enthalten 1 bis 3 (in offizineller Qualität mindestens 1,3) Prozent (v/m) ätherisches Öl, ferner Lamiaceengerbstoffe und Phenolcarbonsäuren wie z. B. Rosmarinsäure. Ebenfalls verwendet wird das durch Wasserdampfdestillation gewonnene ätherische Lavendelöl. Dessen Hauptbestandteile sind (‒)-Linalool (20 bis 45 Prozent) und Linalylacetat (25 bis 47 Prozent), daneben kommen weitere Terpene bzw. Terpenabkömmlinge vor wie etwa cis–Ocimen, β-Caryophyllen, Limonen und Terpinen-4-ol vor. (Quelle: wikipedia).

Wie schon erwähnt, wirkt das ätherische Öl des Lavendels unmittelbar beruhigend auf das Zentralnervensystem und löst Verspannungszustände.

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Anwendungsgebiete von Lavendel

Die wichtigsten Anwendungsgebiete des ätherischen Lavendelöls liegen heute im psychischen Bereich. Die beruhigenden, Stress mindernden, Angst lösenden, entspannenden Wirkungen stehen hier im Vordergrund. Ätherisches Lavendelöl kommt bei Stress, Ängsten, Schlaflosigkeit, Neurasthenie, posttraumatischen Störungen und Panikattacken zum Einsatz. Besonders geeignet ist hier die Einnahme des ätherischen Lavendelöls in Form von Kapseln und auch die äußerliche Anwendung von therapeutisch dosierten Körperölen ist möglich.

Bei Kraut & Wurzel werden die Lavendelblüten als beruhigend und angstlösend wirkend beschrieben. Dazu entfaltet das ätherische Öl auf der Haut aufgetragen pilzhemmende und antibakterielle Wirkungen, weshalb es sich auch als wundheilungsförderndes Mittel und zur Behandlung von Akne eignet. Zudem bewirkt Lavendel innerlich eingenommen entzündungshemmende und entspannende Wirkungen und kann damit vor allem bei Reizmagen und Blähungen hilfreich sein.

Dosierung:

Innerlich als Tee: 1-2 TL voll getrocknete Blüten pro Tasse.
Lavendelöl: 1-4 Tropfen (ca. 20-80 mg), z.B. auf ein Stück Würfelzucker
Äußerlich: Anwendung als Badezusatz, 20-100 g Lavandulae flos (getr. Lavendelblüten) auf 20 l Wasser

Nebenwirkungen, Gegenanzeigen, Wechselwirkungen sind keine bekannt

Wirksamkeitsbeleg für Lavendel in wissenschaftlichen Studien

Vor ein paar Jahren wurde ein Lavendel-Forschungsprojekt ins Leben gerufen, um die um die Wirkung von hochdosiertem und definiertem Lavendel-Öl in Kapseln zu untersuchen. »Von Anfang an zeigte sich dabei eine Verbesserung von Schlafstörungen im Zusammenhang mit psychischer Belastung nach sechswöchiger Behandlung. Im Folgenden fokussierte sich die Forschung auf das Thema Unruhe und Angstzustände. In placebokontrollierten klinischen Studien konnte eine signifikante Wirksamkeit gezeigt werden, sagt Professor Dr. Bernhard Uehleke aus Berlin, der an der Forschung beteiligt war, in einer Pressemitteilung. Zwei aktuelle Übersichtsarbeiten in »The World Journal of Biological Psychiatry« und »Phytomedicine« konnten die Wirksamkeit bei den beanspruchten Indikationen bestätigen.

Ein weiterer Impuls kam aus der Grundlagenforschung, in der ein Mechanismus für eine beruhigende, angstlösende Wirkung über Calciumkanäle identifiziert werden konnte. 

Arzneipflanzenkunde an der Universität Würzburg

An der Universität Würzburg wurde 1999 ein interdisziplinärer Studienkreis zur Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde gegründet. Die Jury will die Geschichte von Pflanzen in der Medizin und ihre pharmazeutische Nutzung betonen und neben dem Verweis auf eine bestimmte Heilpflanze auch auf die wissenschaftliche Arbeit an der Hochschule aufmerksam machen. Der Vorschlag für den Echten Lavendel geht auf den 2019 verstorbenen Medizinhistoriker Dr. Johannes Gottfried Mayer zurück. Die Wahl des interdisziplinären Studienkreises Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde, der die Arzneipflanze des Jahres kürt, fiel auf den Lippenblütler aufgrund seiner vielfältigen Nutzung in der Geschichte und neu vorliegender Forschungsergebnisse.

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