BERBERITZE - BERBERIS VULGARIS

Historische Zeichnung: Lindman, gemeinfrei



Die Berberitze, ein attraktiver und vielseitiger Strauch und eine Vitamin-C-haltige Heilpflanze, die Gärtner und Köche gleichermaßen begeistert. Leider hat sie in der Landwirtschaft einen schlechten Ruf.

Die Berberitze ist ein dekorativer Strauch mit kleinen rötlichen Blättern an stachelbewehrten Stängeln. Früher war sie eine beliebte Heckenpflanze. Leider gibt es nicht mehr viele Berberitzensträucher in der freien Natur, da sie Zwischenwirt des Getreiderostes ist und daher der Landwirtschaft ein Dorn im Auge war. Wo es noch Berberitzen gibt ist sie im Herbst gut zu erkennen, da sie übersät ist mit kleinen roten Beeren. Die Pflanze ist leicht giftig - nur die Beeren sind essbar und haben einen angenehmen leicht säuerlichen Geschmack. Sie enthalten viel Vitamin C. Sie ist in West- und Südeuropa und Asien bis zum Kaukasus verbreitet. Vor allem in der persischen Küche (Iran) und anderen orientalischen Ländern werden Gerichte gerne mit Berberitzen gewürzt. Im Frühling blüht sie gelb. Die Rinde ist äußerlich gelbbraun bis grau, innerlich leuchtend gelb. In Frankreich ist sie beliebt zur Herstellung von Konfitüren.

Berberitze als Heil- und Nutzpflanze

Die Berberitze (Berberis vulgaris L.)  gehört botanisch zur Familie der Berberidaceae und hat eine interessante Geschichte als Heil- und Nutzpflanze. Ursprünglich in Europa, Nordafrika und Asien heimisch, spielte sie besonders im Orient eine wichtige Rolle in der traditionellen Medizin, wo sie zur Behandlung von Verdauungsstörungen, Fieber und Entzündungen eingesetzt wurde. Der Name Berberis stammt vermutlich aus dem Arabischen und bedeutet Muschel, offenbar wegen der muschelartigen Form der Blätter. Der deutsche Name „Sauerdorn“ bezieht sich auf die dornigen Zweige und den sauren Geschmack sowohl der Blätter als auch der Beeren. In Europa war sie im Mittelalter aufgrund ihrer antioxidativen Eigenschaften und ihres hohen Vitamin-C-Gehalts bekannt und beliebt, um Skorbut vorzubeugen.

Dekorative bunte Heckenpflanze Berberis thunbergii. Foto (c) Ute Mangold


Dekorative bunte Heckenpflanze

Die Berberitze ist in Europa, Nordafrika und Westasien heimisch und bevorzugt sonnige bis halbschattige Standorte mit durchlässigem Boden. Sie ist in Hecken, an Waldrändern und in offenen Wäldern zu finden. Wegen ihrer dekorativen roten Beeren und der attraktiven gelben Blüten wird sie auch häufig in Gärten und Parks angepflanzt.

Berberitzen sind bekannt für ihr auffälliges Laub, das je nach Art und Jahreszeit in Farben von tiefem Rot über leuchtendes Gelb bis hin zu sattem Grün variieren kann, so zum Beispiel die dekorative Blutberberitze (Berberis thunbergii ‚Atropurpurea‘). Sie eignet sich wegen ihrer dichten und dornigen Äste sowie ihrem hohen Ausschlagvermögen besonders gut als Heckenpflanze. Dazu sind Berberitzen relativ pflegeleicht und anpassungsfähig. Sie stellen keine hohen Ansprüche an den Boden und kommen gut mit Trockenheit und städtischen Umweltbedingungen zurecht. Sie brauchen nur wenig Schnitt, um ihre Form zu behalten. Ein sonniger bis halbschattiger Standort ist ideal. Im Frühjahr und Sommer blühen sie mit kleinen, gelben Blüten, die später im Jahr zu roten bis blauen Beeren reifen. Die Blüten der Berberitze ziehen Bestäuber wie Bienen und Schmetterlinge an, während die dekorativen Beeren im Herbst und Winter Vögeln als Nahrung dienen. 

In Verruf geraten, da Zwischenwirt für Schwarzrost

Ein wichtiger Aspekt bei der Entscheidung, Berberitzen im Garten anzupflanzen, ist ihre Rolle als Zwischenwirt für den Getreideschädling Schwarzrost (Puccinia graminis). Dieser Pilz kann schwerwiegende Schäden an Getreidefeldern verursachen. Schwarzrost ist ein Pilz, der bei Getreidearten wie Weizen, Gerste und Hafer schwere Schäden verursachen kann. Der Pilz benötigt zwei Wirtspflanzen, um seinen Lebenszyklus zu vollenden: den Sauerdorn (Berberis) und eine Getreidepflanze. Aus diesem Grund wurde die Pflanzung bestimmter Berberitzenarten in einigen landwirtschaftlichen Regionen eingeschränkt oder verboten. Überträger ist vor allem die Berberis vulgaris, während die Berberis thunbergii, B. koreana und ihre Hybriden keinen Schwarzrost übertragen. 


Antioxidantien und Vitamin-C

Die Früchte enthalten sehr viel Vitamin C - in 100 g getrockneten Berberitzen stecken rund 25 mg Vitamin C. Dazu enthalten sie Fruchtsäuren, Carotinoide, Pektin, Zucker und Mineralstoffe. Die natürlich roten Farbstoffe der Beeren schützen unsere Körperzellen vor schädlichen Einflüssen (Antioxidantien). Getrocknete Berberitzen haben zwar viele Kalorien (pro 100 g etwa 313 kcal), dafür aber kaum Fett und einen hohen Anteil an sättigenden Ballaststoffen. Auch im Vergleich zu Rosinen punkten Berberitzen: In ihnen steckt mehr Eiweiß (3,4 g zu 1 g pro 100 g) und weniger Zucker (64,8 g zu 75 g). In den Blättern findet sich das Alkaloid Berberin. Es dient wohl als Fraßschutz.

Auch in der ayurvedischen Ernährungslehre sind die säuerlichen Beeren fester Bestandteil, denn sie gelten unter anderem als verdauungsfördernd und entzündungshemmend.

Wirkstoffe und Pharmakologie

Die antimikrobiellen, entzündungshemmenden und leberprotektiven Eigenschaften der Berberitze machen sie zu einem wertvollen Mittel zur Behandlung verschiedener gesundheitlicher Beschwerden. Darüber hinaus bereichern ihre sauren und Vitamin-C-haltigen Beeren die Küche durch ihren einzigartigen Geschmack und ihre vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten.

Die Berberitze ist reich an verschiedenen wertvollen Inhaltsstoffen. Besonders hervorzuheben ist das Alkaloid Berberin, das in der Wurzelrinde vorkommt. Berberin ist leicht giftig und hat antimikrobielle, entzündungshemmende und blutdrucksenkende Eigenschaften. Die reifen Beeren sind praktisch alkaloidfrei und reich an Vitamin C, was sie besonders wertvoll für die Immunabwehr macht. Zudem enthalten sie verschiedene B-Vitamine und Mineralien wie Eisen. Die antioxidativen Eigenschaften der Berberitze durch Anthocyane und Flavonoide wie Quercetin und Kaempferol tragen zur Verringerung von oxidativem Stress im Körper bei. Die Gerbstoffe der Berberitze haben mit ihren adstringierenden Eigenschaften eine positive Wirkung gegen Bakterien, Viren und Pilze und helfen gegen Durchfallerkrankungen, indem sie die Darmwände stärken.

In der Volksheilkunde werden Berberitzen innerlich bei Verstopfung, Leberfunktionsstörungen, Galleleiden, Nierensteinen sowie bei Gicht und Rheuma eingesetzt. Die Inhaltsstoffe der Berberitze fördern die Produktion und Ausschüttung von Galle, was insgesamt die Verdauung unterstützt. In der modernen Phytotherapie gibt es keine Monografien und Anwendungsempfehlungen, hier wird Berberitze in homöopathischen Zubereitungen zur Behandlung von Verdauungsbeschwerden, Leber- und Gallenblasenproblemen, Infektionen und Hautkrankheiten eingesetzt. Das Alkaloid Berberin wird außerdem intensiv auf seine potenziellen blutdrucksenkenden und kardiovaskulären Wirkungen sowie auf seinen Einsatz bei Malaria und gegen Tumorzellen hin untersucht. Berberin ist kräftig gelb gefärbt, weshalb man früher die Berberitze zum Färben von Wolle und Leder benutzte. Noch heute wird in Nord-Indien Wolle mit Berberin gelb gefärbt. 

In der Persischen Küche

Die Beeren eignen sich zum Würzen und Verfeinern von orientalischen Gerichten, für Fleischsaucen, Kräuter- und Gemüsesuppen. Als Gelee oder Konfitüre, zu Kompott, Einkochobst und getrocknet als Bestandteil von Früchtetee.

Die Berberitze spielt in der persischen und afghanischen Küche eine herausragende Rolle. Die Beeren, dort als "Zereshk" bekannt, werden häufig in Reisgerichten verwendet. Das bekannteste Gericht ist "Zereshk Polo", ein mit Berberitzen verfeinerter Reis, der oft mit Hühnchen serviert wird. Die Beeren verleihen den Gerichten eine feine Säure und einen intensiven Geschmack, der gut mit süßen und herzhaften Speisen harmoniert.

In der europäischen Küche wird die Berberitze heute vor allem für ihre Beeren geschätzt. Die roten, sauren Beeren werden in der Konfitüren Herstellung, in Soßen und in einigen traditionellen Gerichten verwendet. In Mitteleuropa sind sie auch eine beliebte Zutat in Wildgerichten.

Zereshk Polo ba Morgh - Foto: (c) Ute Mangold


Dieser Artikel erschien in der Oktober Ausgabe des Fachmagazins Obst & Garten im Ulmer Verlag









 

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