GELBER ENZIAN

Gentiana lutea

Von Franz Eugen Köhler, Köhler's Medizinal-Pflanzen - List of Koehler Images, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=255340

Hatte man früher Bauchgrummeln, vor allem nach einem fettigen Essen, so gabs einen Schnaps. Und in den Bergregionen wars ein "Enzian", der soll die Magensäfte anregen, hieß es. Und so war es auch. Das merkte man schon am Speichelfluss. Der Enzian, genauer gesagt die ENZIANWURZEL (Gentianae radix) des Gelben Enzian, ist seit 1990 tatsächlich ein offiziell anerkanntes Heilmittel, nach Beschluss der Kommission E. Er gehört zu den sogenannten Bitterstoffdrogen (in Apothekersprache werden als "Drogen" getrocknete Heilkräuter bezeichnet), den Tonica amara. Und bitter ist er, der Enzian. Sogar sehr bitter. Mit einem Bitterwert von 10.000 bis 20.000 ist er der zweitbitterste nach dem Bitterholz und vor dem Wermutkraut. Danach folgen u.a. Artischockenblätter, Tausendgüldenkraut, Pomeranzenschalen und Chinarinde.

Vorkommen

Der Gelbe Enzian wächst gern auf Bergwiesen, in den gebirgigen Zonen Mittel- und Südeuropas. Von den Pyrenäen bis zum Balkan. Von den südlichen Alpen bis nach Unterfranken. In deutschen Mittelgebirgen kommt er beispielsweise im Schwarzwald auf dem Feldberg und dem Hohen Randen vor, besonders häufig auf der Schwäbischen Alb. Das liegt daran, dass er kalkliebend ist, aber auch auf kristallinem Gestein wächst wie Granit oder Gneis. In den Alpen erreicht er vereinzelt Höhenlagen von 2500 Metern.

Bild: Ute Mangold, wiesengenuss.
Gelber Enzian in der Zentralschweiz am Glacier 3000. 

Volksheilkundlich

setzte man die Pflanze häufig bei Magenbeschwerden, wie schon erwähnt, aber auch bei hohem Fieber ein. "Bittere Medizin".   

Wirkstoffe

Enzianwurzel enthält die Bitterstoffe Amarogentin und Gentiopicrosid. Enzianwurzeln werden seit Jahrhunderten arzneilich als Bittermittel bei Verdauungserkrankungen angewandt. Der bittere Geschmack beruht auf den Secoiridoidglycosiden Gentiopicrin und Amarogentin . Letzteres ist eine der bittersten natürlichen Substanzen und wird daher in der Wissenschaft als Messstandard für bitteren Geschmack genutzt. Beim Menschen stimuliert Amarogentin vier Geschmacksrezeptoren. (Quelle: wikipedia).

Wirkung und Anwendung

Die wesentlichen Wirksubstanzen sind die in der Droge enthaltenen Bitterstoffe. Diese führen über eine Reizung der Geschmackrezeptoren reflektorisch zu einer Anregung der Speichel- und Magensaftsekretion. Enzianwurzel gilt deshalb nicht als Amarum, sondern konsekutiv auch als Roborans und Tonikum. (Quelle: Impulse e.V.)

Anwendungsgebiete sind Verdauungsbeschwerden wie Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Blähungen. 

Pharmakologie

In der Apothekersprache wird Enzian als Arzneimittel als Gentianae radix (Enzianwurzel) bezeichnet. 

Die bitteren Substanzen regen die Geschmacksknospen an und führen reflektorisch über den Nervus vagus zum Speichel-, Magensaft- und Gallenfluss. Außerdem zeigen Enzianextrakte antimikrobielle und immunmodulierende Eigenschaften. 
(Als Immunmodulation wird die Veränderung des körpereigenen Abwehrsystems durch pharmakologisch wirksame Stoffe bezeichnet. Dieses Verfahren wird u. a. eingesetzt, um das Immunsystem zu dämpfen.) 

Nebenwirkungen

Bei besonders disponierten Personen ist gelegentlich ein Auftreten von Kopfschmerzen möglich. Wechselwirkungen mit anderen Mitteln. Keine bekannt. Gegenanzeigen: Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre.

Achtung: Geschützte Pflanze!

Gentiana lutea ist in Deutschland geschützt durch die Bundesartenschutzverordnung, Allerdings kann er sich aufgrund seiner reichlichen Produktion leicht verwehbarer Samen auf Weideflächen auch zur Plage entwickeln, denn das Nutzvieh meidet ihn. Und das ist genau der Trick beim Enzian. Die Bitterstoffe wurden von ihm nämlich nicht dazu ausgebildet, uns zu gefallen, sondern Fressfeinde abzuwehren. Auch wir Menschen essen ihn nicht roh, sondern bevorzugt Flüssig als Extrakt oder Tinktur. Oder eben als Schnaps.

Achtung Verwechslungsgefahr: Nicht blühend ist der Gelbe Enzian leicht mit dem sehr stark giftigen Weißen Germer zu verwechseln, dessen ebenfalls bogennervige und graugrüne Blätter aber nicht kreuzgegenständig, sondern (dreizeilig) wechselständig beziehungsweise schraubig angeordnet sind.


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