ECHTE KAMILLE (Matricaria recutita L.)


Von Johann Georg Sturm (Painter: Jacob Sturm) - Figure 45 from Deutschlands Flora in Abbildungen
at http://www.biolib.de, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16841742

Den aromatischen Kamillentee mit seinem charakteristischen Duft kennt wohl jeder. Von Muttern oder der Oma besonders gerne gemacht, wenn man als Kind Bauchweh hat. Auch bei Entzündungen im Mund und Rachen hilft Kamillentee zum Gurgeln und Spülen. Vielleicht eher weniger bekannt ist Kamille als Badezusatz zur Linderung von Hautentzündungen. 
Die Echte Kamille ist leicht zu verwechseln mit weniger wirksamen wie die Strahlenlose Kamille oder sogar allergieauslösenden Kamillearten wie die Hundskamille. 

Deshalb gilt es, die prägnanten Charakteristika des beliebten Heilkrautes zu kennen:
  • Rundlich aufgewölbter Blütenboden, auf dem viele gelbe Röhrenblüten sitzen.
  • Wenn man die Blüten durch einen Querschnitt halbiert, ist der Blütenboden von innen hohl.
  • Die Echte Kamille erreicht eine Größe von bis zu 50 cm.
  • Alle Pflanzenteile fallen beim Zerreiben in den Händen durch einen ausgeprägten Kamillengeruch auf.
Botanisches: Die Echte Kamille gehört zur Familie der Asteraceae/Korbblütengewächse. Synonym: Chamomilla recutita (L.) Sie wird in deutschsprachigen Ländern auch als Apfelblume, Apfelkraut, Badekraut, Bitterblume, Deutsche Kamille, Feldchamomille, Feldkamille, Gänsblumen, Gramille, Härmchen, Hermandel, Hermel, Kamillenmetram, Kammelblumen, Kammerblume, Kemach, Kleine Kamille , Laugenblume, Magdalenenkraut, Magdblum, Mägdeblume, Metterchrut, Moggelblum, Mutterkraut, Riechkamelle, Riemerei, Romeyenblume, Sisser, Teeblume, Wilde Johannesblum, Wilde Kamillen und Zackergekreit bezeichnet. 

Sie ist eine Aromatisch riechende, einjährige, von Mai bis August blühende, 15 bis 40 cm hohe einzelne Pflanze mit dünner, spindelförmiger Wurzel , kahlem, stielrunden, aufrechtem und meist ästig verzweigtem Stengel und Blütenköpfchen. Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind zwei- bis dreifach fiederteilig mit fädlichen, kaum 0,5 mm breiten, stachelspitzigen Zipfeln. Der Durchmesser der Blütenköpfchen beträgt 10 bis 25 mm. [mehr dazu...]

Achtung Verwechslungsgefahr: Sie kann sehr leicht verwechselt werden mit anderen Kamillen-Sorten, die sich in der Zusammensetzung ihrer Inhaltsstoffe unterscheiden. Und es besteht auch Verwechslungsgefahr mit giftigen Kamillen-Arten (siehe unten). Die Gattung der Kamillen (Matricaria) zählt etwa 25 Arten, von denen zwei bei uns heimisch sind, nämlich die Echte Kamille (Matricaria recutita) und die Strahlenlose Kamille (Matricaria discoidea), die recht häufig ist, der aber die weißen Zungenblüten fehlen. Die Strahlenlose Kamille war ursprünglich in Nordostasien und im pazifischen Nordamerika verbreitet. Sie tritt nun in gemäßigten Zonen weltweit als Neophyt auf.
Hinzu kommen weitere Kamillen-Arten aus anderen Gattungen, die der Echten Kamille sehr ähnlich sehen und vielfältige Verwendungsmöglichkeiten bieten.

Bei der Ernte von Kamille am Wegesrand oder auf Feld und Wiese besteht nicht nur Verwechslungsgefahr mit weniger wirksamen Doppelgängern, sondern auch mit giftigen Kamillen-Arten wie den Arten der Hundskamille (Anthemis). Zum Beispiel die Acker-Hundskamille und die Stinkende Hundskamille. Vermutlich beruhen Unverträglichkeiten und allergische Reaktionen, die häufig der Echten Kamille (Matricaria chamomilla) zugeschrieben werden, vor allem auf Verwechslungen und Verfälschungen mit der Stinkenden Hundskamille.

Deshalb gilt es, die prägnanten Charakteristika des beliebten Heilkrautes zu kennen:
  • Rundlich aufgewölbter Blütenboden, auf dem viele gelbe Röhrenblüten sitzen.
  • Wenn man die Blüten durch einen Querschnitt halbiert, ist der Blütenboden von innen hohl.
  • Die Echte Kamille erreicht eine Größe von bis zu 50 cm.
  • Alle Pflanzenteile fallen beim Zerreiben in den Händen durch einen ausgeprägten Kamillengeruch auf.
Von Stefan.lefnaer - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0,
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=63747167

Vorkommen: Heimisch auf dem gesamten europäischen Festland und in Großbritannien. Im Osten reicht das natürliche über den Kaukasus und Vorderasien bis nach Afghanistan und weiter nördlich bis Ost-Sibirien. Durch Verschleppung heute auch in zahlreichen Regionen der Erde mit gemäßigtem Klima verbreitet. In Mitteleuropa bevorzugt anzutreffen auf sandigen bis lehmigen Äckern und frischen Ruderalstellen wie Weg- und Straßenränder und Schutt.

Historisches: Die Kamille ist eine der ältesten Heilpflanzen. Sie war schon in vorchristlicher Zeit bekannt und wird in zahlreichen medizinischen Werken durch alle Jahrhunderte hindurch erwähnt. Kamille zählt zu den in der Volksheilkunde am häufigsten eingesetzten Drogen. Die volkstümlichen Anwendungsgebiete entsprechen im wesentlichen den oben genannten Anwendungsgebieten, die durch Wirksamkeitsnachweise und klinische Studien belegt sind.

Geruch und Geschmack: Charakteristischer, kräftiger, aromatischer, von den meisten Personen als angenehm empfundener Geruch und schwach bitterer Geschmack.

Arzneidroge: Matricaria flos (Kamillenblüten), bestehend aus den frischen oder getrockneten Blütenköpfchen von Matricaria recutita L., sowie deren Zubereitungen in wirksamer Dosierung. Die Blüten enthalten ätherisches Öl, Hauptbestandteile des ätherischen Öls sind: Bisabolol oder Bisabololoxide A und B. Weiter sind in den Blüten enthalten Matricin, Flavonderivate, wie Apigenin und Apigenin-7-Glucosid. 
Heute ausschließlich aus dem Anbau. Kultiviert werden überwiegend moderne Zuchtsorten, die sowohl auf einen hohen und konstanten Wirkstoffgehalt als auch auf anbautechnologische Parameter optimiert wurden. Hauptlieferländer sind Argentinien, Bulgarien und Ungarn, geringe Mengen kommen aus Spanien, der Tschechei und Deutschland. Große Mengen werden auch aus Ägypten importiert. 

Inhalts- und Wirkstoffe: Ätherisches Öl : Gehalt 0,3 bis 1,5 %. Zusammensetzung je nach bzw. Herkunft. Kultursorten variierend. Genuin enthalten sind Bisabolide, Chamaviolin und die Proazulene Matricin und Matricarin, aus denen bei der Wasserdampfdestillation 2 bis 18 % Azulene (besonders Chamazulen ) hervorgehen, sowie zahlreiche weitere Sesquiterpene. Flavonoide : Gehalt bis 6 %. Bisher wurden über 30 Verbindungen identifiziert und zahlreiche weitere Glykoside des Apigenins vor, ferner Glykoside des Quercetins wie z . B. Rutin und Hyperosid sowie des Luteolins. Cumarin : Gehalt 0,01 bis 0,08 %. Nachgewiesen wurden Umbelliferon , Herniarin , Aesculin, Cumarin , Scopoletin und Isoscopoletin. : Phenolcarbonsäuren, unter diesen Kaffeesäure , Vanillinsäure , Syringasäure , Polysaccharide, Lipide, Phytosterole, Cholin, Aminosäuren, mineralische Bestandteile.

Pharmakologie und Wirkungen: Matricaria wirkt nachweislich antiphlogistisch (entzündungshemmend), spasmolytisch (krampflösend), carminativ (gegen Blähungen), antiseptisch, wundheilungsfördernd, desodorierend, antibakteriell und Bakterientoxin hemmend.
Der in der Kamillenblüte (Matricariae flos) enthaltene Wirkstoff Bisabolol schützt auch die Magenschleimhaut. Deswegen spricht man von einer ulkusprotektiven Wirkung. Diese Wirkung konnten klinische Studien bei durch Indometacin oder Alkohol induzierten Magengeschwür bestätigen. 
Ferner führen Kamillenblüten zu einer Anregung des Hautstoffwechsels. Die Wirkungen von Kamillenblüten wurden in zahlreichen pharmakologischen Experimenten untersucht, in denen zum Teil auch Kenntnisse über Wirkungsmechanismen und wirksame Bestandteile gewonnen wurden. 

Anwendungsgebiete: Äußerlich angewendet wird Kamille bei Haut- und Schleimhautentzündungen sowie bakteriellen Hauterkrankungen einschließlich der Mundhöhle und des Zahnfleisches. Mittels Bäder und Spülungen bei Erkrankungen im Anal- und Genitalbereich und mittels Inhalation bei entzündlichen Erkrankungen und Reizzuständen der Luftwege. Die innerliche Verwendung erfolgt bei Spasmen und entzündlichen Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes.

Nebenwirkungen, Gegenanzeigen, Wechselwirkungen: Keine bekannt.

Gefahr nur durch Verwechslungsgefahr mit den giftigen Hundskamillearten (siehe oben)

Dosierung und Art der Anwendung: Für die innere Anwendung wird ein gehäufter Esslöffel voll Kamillenblüten (= ca. 3g) mit etwa 150 ml heißem Wasser übergossen, 5 bis 10 Minuten zugedeckt stehen gelassen und anschließend durch ein Teesieb gegeben. Soweit nicht anders verordnet, wird bei Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich 3- bis 4mal täglich eine Tasse frischer Tee zwischen den Mahlzeiten getrunken. Bei Entzündungen der Schleimhaut im Mund- und Rachenbereich wird mit dem frisch zubereiteten Tee täglich gespült oder gegurgelt. Zur Inhalation wird der Aufguss wie beschrieben hergestellt und vor der Verwendung am besten noch mit konzentriertem Kamillenblütenextrakt aus der Apotheke verstärkt. Zum Äußerlichen Gebrauch in Form von Umschlägen und Spülungen sind 3-10prozentige Aufgüsse zu verwenden, als Badezusatz 50 g Droge auf 10 l Wasser. Möglichst mehrmals täglich anwenden. Alternativ zur Eigenherstellung kann aus einer großen Palette von in Apotheken erhältlichen Fertigarzneimitteln unterschiedlicher Darreichungsformen ausgewählt werden.

Sonstige Verwendung: Infolge der entzündungswidrigen und desodorierenden Eigenschaften und des unangenehmen Geruchs sind Extrakte aus Kamillenblüten bzw. das aus diesen gewonnenen ätherischen Öl in zahlreichen Kosmetika und Hautpflegemitteln enthalten.

Kamillentee zur Samenkeimung: Neuerdings wird Kamillentee auch verwendet, um die Keimdauer zu verkürzen. Hierzu kann man die Samen 12-24 Stunden lang in kaltem Kamillentee einweichen. Dadurch weicht die äußere Hülle des Saatkorns auf und es kann schneller zur Keimung kommen. Kamillentee eine fungizide, also pilzhemmende, Wirkung. Damit keimt das Saatgut nicht nur schneller sondern auch gesünder. 

Von Mussklprozz - first version de.wikipedia 16:35, 20. Jun 2004 . . Mussklprozz (87358 Byte) (Description: Echte Kamille (Chamomilla recutita)), CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=151161


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