MELISSE, ZITRONENMELISSE
MELISSA OFFICINALIS L.
Melissa officinalis, Köhlers Medizinalpflanzen 19. Jh., gemeinfrei |
ZITRONENMELISSE – ätherische Öle für Nerven, Herz und Magen
Botanische Bezeichnung: Melissa officinalis L.
Familie: Lamiaceae (Familie der Lippenblütler)
Arzneidroge: Melissae folium (Ph. Eur.)
"Wie ein sanftes Ruhekissen wirkt der Tee von den Melissen.
Stärket Nerven, Herz und Magen, hilft bei vielen Frauenplagen. Fördert auch den
Schlaf ganz herrlich, kurzum: Macht sich unentbehrlich." (Autor: unbekannt)
Die Zitronenmelisse, eines der ältesten und bekanntesten Heilkräuter in vielen Kloster- und Hausgärten. Ein duftender Lippenblütler, reich an ätherischen Ölen. Beim Zerreiben der Blätter entströmt ihr ein intensiver zitronenähnlicher Duft. Die Melisse enthält ein wertvolles Öl, das nur in geringen Mengen in ihr vorkommt und mehrere tausend Euro pro Kilogramm kostet. Als klösterlicher Melissengeist wird es auch heute noch verkauft gegen innere Unruhe und Magen-Darm Beschwerden. Ihre ätherischen Öle Citral und Citronellal, deren Namen schon auf den zitronenartigen Duft hindeuten, sind nicht nur in Zitronen, sondern auch in Zitronengras, Basilikum, Ingwer und sogar Möhren enthalten ist.
In den Gärten wird sie lange schon als Gewürz- und Heilpflanze angebaut. Bei uns nicht ursprünglich heimisch, ist sie mittlerweile auch nach draußen verwildert und siedelt sich dort an, wo sie sich vom Klima her wohlfühlt. Sie vermehrt sich über kurze Bodenausläufer, was bedeutet, dass man sie im Kräuterbeet gut im Zaum halten muss, das sie sich über diese Ausläufer gerne rasch vermehrt und den ganzen Garten besiedeln kann.
Melitta, die Honigbiene
In der Antike galt sie als Bienenpflanze. Ihr Name Melisse,
Melissa oder auch Melitta bezeichnete dabei die Honigbiene. Das griechische
Wort melitos stammt von meli = “Honig“. Die Bezeichnung „officinalis“ deutet
auf eine frühe Nutzung als Apothekerpflanze hin. (Als ‚Offizinum‘ wurde der
Vorraum von Apotheken bezeichnet, in denen Pflanzenteile sortiert, gelagert und
verkauft wurden – ‚officinalis’ bedeutet: in der Apotheke gebräuchlich).
Von der Antike zum Klosterfrau Melissengeist
Der Gattungsname Melissa der erstmals im Kräuterbuch des Pedanios Dioskurides und in der Naturalis historia von Plinius dem Älteren als melissophyllon (Bienenblatt) beschriebenen Pflanze leitet sich vom griechichschen meliteion ab, das mit meli = Honig (melitos) zusammenhängt. Er bezieht sich auf die Nutzung als Bienenweide.
Im 11. Jahrhundert lobt Avicenna sie zur Stärkung der Vitalität und Vertreibung der Melancholie. Hildegard von Bingen (1098 – 1179) schrieb: "Die Melisse ist warm. Ein Mensch, der sie isst, lacht gerne, weil ihre Wärme die Milz berührt und daher das Herz fröhlich macht“. Um 1491 gibt das erste in deutscher Sprache gedruckte Kräuterbuch „Hortus Sanitatis“ die Melisse als „Frauenmittel“ an. Und Paracelsus (1493 – 1541) schätzte sie wegen ihrer herzförmigen Blätter als Herzmittel, das kostbarer als Gold sei.
1611 führten die Karmeliterinnen den „Klosterfrau
Melissengeist“ in Paris ein, was sie bis heute bekannt macht. Volkstümliche
Namen wie „Nervenkräutel“, „Frauenwohl“ oder „Herztrost“ deuten auf ihre
beruhigenden Eigenschaften. Auf englisch heißt sie Balm gentle, balm leaves,
balmmint, honey plant, lemon balm, sweet balm.
Zitronenmelisse Blätter, Foto (c) Ute Mangold |
Botanisches zur Melisse
Die Zitronenmelisse oder Melisse (Melissa officinalis) ist
eine Pflanzenart aus der Gattung der Melissen (Melissa) innerhalb der Familie
der Lippenblütler (Lamiaceae). Sie stammt ursprünglich aus dem vorderen Orient
und Westasien und ist auch in Teilen des östlichen Mittelmeerraumes heimisch.
Ihr natürliches Areal reicht von Anatolien über den Kaukasusraum, Irak und Iran
bis Pakistan. Aufgrund ihres würzig zitronenartigen Duftes und ihrer
beruhigenden Heilwirkung wird die Melisse heute als Küchenkraut und als
Heilpflanze in Europa sowie in Süd- und Nord-Amerika angebaut.
In Mitteleuropa ist sie vielfach kultiviert und verwildert in klimatisch geeigneten Lagen. Im Mittelmeerraum bis an den Alpennordrand (Österreich, Schweiz) wächst sie fest eingebürgert an Ruderalstandorten, Hecken oder Mauern bis in die kolline Stufe hinauf. Auch in wärmebegünstigten Teilen Deutschlands ist die Melisse eingebürgert, so z. B. in der Oberrheinebene.
Die krautige wachsende Art kann bis zu 80 cm hoch werden. Sie ist mehrjährig und soll bis zu 25-30 Jahre alt werden können. Die Melisse weist den typischen Bau der Lamiaceen (früher als Labiaten, dt. Lippenblütler bezeichnet) auf. Aus einem ausdauerndem Wurzelstock mit unterirdischen Ausläufern (Rhizom) treiben im Frühjahr zahlreiche vierkantige Stängel mit kreuzgegenständig angeordneten eiförmigen, stumpf gesägten Blättern.
Die Blätter sind kurz gestielt, bis acht Zentimeter lang und bis drei Zentimeter breit mit an der Unterseite deutlich hervortretenden Nerven. Die Oberseite ist mit Drüsenschuppen versehen, schwach behaart und deutlich dunkler als die Unterseite. Der zitronenartige Geruch der Blätter wird durch ätherisches Öl verursacht, das in den Drüsenschuppen auf der Blattoberfläche enthalten ist. Beim Zerreiben verletzt man diese Drüsen und setzen es so frei.
Zitronenmelisse wildwachsend. Foto: (c) Ute Mangold / wiesengenuss
In der Pflanzenheilkunde
MELISSAE FOLIUM (Ph.Eur.)
Medizinisch verwendet werden die frischen und getrockneten Blätter (Melissenblätter = Melissae folium) mit ihrem typischen zitronenartigen Geruch, der beim Zerreiben deutlich wahrzunehmen ist. Die im Handel befindliche Droge stammt aus Kulturen in Mittel-, West- und Osteuropa. Die Melissenblätter enthalten mindestens 0,05% ätherisches Öl, bezogen auf die getrockneten Pflanzenteile. Bei längerer Lagerung verflüchtigen sich allerdings die ätherischen Öle.
Die Qualität folgender Drogen bzw. Drogenzubereitungen ist im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) festgelegt: Melissenblätter (Melissae folium) und Melissenblättertrockenextrakt (Melissae folii extractum siccum)
INHALTSTOFFE
Melissenblätter enthalten ätherisches Öl (leider sehr wenig
von 0,05 % bis 0,8 % bei Zuchtsorten). Unterschiedlich je nach Standort und
klimatischen Verhältnissen. Davon hauptsächlich Citral und Citronellal, die für
das zitronenartige Aroma verantwortlich sind. Außerdem sind
Lamiaceen-Gerbstoffe (Hauptvertreter: Rosmarinsäure) und Flavonoide
enthalten. Dazu noch auch Kaffeesäure
und Chlorogensäure, Bitterstoffe, Schleimstoffe, Glykoside, Saponine und
Vitamin C.
Bestandteile des Arzneimittels
Hauptbestandteile der Melissenblätter sind ätherisches Öl von 0,05 bis 0,3 %, in Zuchtsorten sind bis zu 0,8 % enthalten. Die Zusammensetzung des ätherischen Öls ist von der Herkunft und den Klimabedingungen, vom Erntezeitpunkt und dem Alter der Pflanze abhängig. Zu den ätherischen Ölen gehören Citral* (40 bis 70 %, als Gemisch aus Geranial und Neral), Citronellal (1 bis 20 %) und β-Caryophyllen (5 bis 15 %). Weitere ätherische Öle sind Linalool, Geraniol, dazu Caryophyllenepoxid, Germacren D, Methylcitronellal, 6-Methyl-5-hepten-2-on, Geranylacetat, α-Copaen und Nerol.
Weitere Komponenten sind 4 bis 7 %
Hydroxyzimtsäure-Derivate, vor allem Rosmarinsäure (die sogenannten
Labiatengerbstoffe), aber auch Chlorogensäure, Kaffeesäure. Dazu Bitterstoffe,
Harz, Schleimstoffe, Glykoside, Saponine und Thymol. Der Vitamin-C-Gehalt der
frischen Pflanze pro 100 Gramm Frischgewicht beträgt 253,0 Milligramm. (Quelle:
wikipedia)
*)Anmerkung: Natürlicherweise kommt Citral in der Regel als
Gemisch der beiden Isomere Geranial (Citral A) und Neral vor. Geranial ist als
Duftstoff u. a. in Tomaten zu geringen Anteilen als Abbauprodukt von Lycopen zu
finden. Citral ist Hauptbestandteil vom Zitronengrasöl (bis zu 85 %) und dem Öl
von Litsea cubeba (bis zu 75 %) kommt aber auch in vielen anderen ätherischen
Ölen, wie von Basilikum, Lorbeer, Ingwer, Majoran, Malabargras, Möhren,
Muskatellersalbei, Perilla, Rosenholz, Zitronenstrauch und Zitronen vor.
Wirkung – nervenstärkend, entkrampfend und belebend
Innerlich: Hier werden als Droge im arzneilichen Sinn die
Blätter (Melissae folium) verwendet. Die traditionelle Verwendung erfolgt zur
Unterstützung der Magenfunktion und bei nervlicher Belastung. Präparate wie
Teeaufgüsse, Flüssig- oder Trockenextrakte aus der Melisse wirken beruhigend und
krampflösend. Sie werden bei Einschlafstörungen und Magen-Darm-Beschwerden
eingesetzt. Häufig werden sie in Teemischungen mit anderen beruhigend wirkenden
Drogen eingesetzt. Bäder werden bei Entzündungen der Haut und der Genitalorgane
eingesetzt, aber auch als Entspannungsbäder.
Äußerlich: Aufgrund des Gehaltes an Phenolcarbonsäuren-Derivaten, vor allem Rosmarinsäure, haben Melissenblätter auch eine antimikrobielle und antivirale Wirkung. Dies wird in Salben zur Behandlung von Herpes simplex eingesetzt. In der Volksmedizin wird die Zitronenmelisse auch gegen Erkältungskrankheiten und Kreislaufschwäche eingesetzt.
Melissa officinalis. Illustration_Melissa_officinalis0 Von Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz 1885, Gera, Germany – httpwww.biol |
In der Küche
Die Zitronenmelisse wird als Gewürz- oder Arzneipflanze und
als Bienenweide angebaut. Die Blätter werden als Küchengewürz verwendet.
Extrakte aus den Blättern werden zu Kräuterlikören verarbeitet. Zum
Aromatisieren von kalten Getränken, Salaten und Saucen sowie Kompotten wird
Melisse verwendet. Tee und Wein kann man aus ihr herstellen. Melissentee soll
beruhigend wirken und verdauungsfördernd sein. Am aromatischsten ist
Zitronenmelisse vor der Blüte.
In der Hausapotheke
Tee als Aufguss mehrmals täglich bei nervös bedingten
Einschlafstörungen und funktionellen Magen-Darm-Beschwerden. Meist in
Kombination mit anderen beruhigenden und auf die Verdauung karminativ wirkenden
Heilpflanzen.
Melissenöl ist eine Rariät
Im Handel ist reines Melissenöl aufgrund des hohen Preises
(rund 6000 Euro pro kg) selten erhältlich, meist sind es Ersatzöle wie
Citronellaöl, Zitronengrasöl oder Verfälschungen (Indisches Melissenöl).[9]
Als sogenannte Klostermelisse wird sie dem hochprozentigen (79 Vol.-% Alkohol) Klosterfrau Melissengeist zugesetzt. Als „Melissengeist“ wird ein alkoholisches Mischdestillat gehandelt. Dabei werden Melissenblätter, Orangenschalen, Ingwerwurzel, Nelken, Zimtrinde, Angelikawurzel und andere Drogen gemeinsam in Alkohol angesetzt und dann destilliert. „Karmelitergeist“ (Spiritus Melissae compositus) ist eine Mischung verschiedener ätherischer Öle, u.a. Melissenöl (häufig ausgetauscht gegen das preiswertere Citronellöl), in Alkohol gelöst.
Anerkannte medizinische Anwendung
KOMMISSION E: innerlich bei funktionellen
Magen-Darm-Beschwerden und bei nervös bedingten Einschlafbeschwerden.
Das HMPC hat Melissenblätter als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§39a AMG) eingestuft in Form von Tee (Infus), gepulverter Droge, Flüssigextrakt, Trockenextrakten und Tinktur.
- Innerlich zur Besserung leichter Stresssymptome
- innerlich als Einschlafhilfe
- innerlich bei leichten krampfartigen Magen-Darm-Beschwerden
(Blähungen, Flatulenz)
Durch klinische Daten belegte Anwendungsgebiete (Zulassung):
äußerlich bei Herpesinfektionen (Lippenbläschen durch Herpes simples HSV-1 und
HSV-2)
ESCOP: innerlich bei Angespanntheit, Unruhe und Reizbarkeit
sowie zur symptomatischen Behandlung von Verdauungsbeschwerden wie leichte
Bauchkrämpfe; äußerlich zur Behandlung der wunden Stellen bei Lippenherpes
(Lippenbläschen).
Arzneiliche Drogenzubereitungen in Fertigarzneimitteln
In Präparaten zum Einnehmen werden Melissenblätter häufig
mit anderen beruhigend wirkenden Pflanzen kombiniert (z.B. Baldrianwurzel,
Hopfenzapfen, Passionsblumenkraut).
- geschnittene Melissenblätter zur Teebereitung
- Fluidextrakt in Flüssigkeiten
- alkoholische Auszüge in Tropfen
- Trockenextrakte in löslichen Tees, Tabletten, Dragees
- Trockenextrakte in Salben (gegen Lippenbläschen)
Melisse gegen Demenz?
Britische Forscher konnten 2004 nachweisen, dass Melisse die
Gehirnleistung stärken kann, denn es fördert die Freisetzung des
Neurotransmitters und Botenstoffs Acetylcholin. Ein Stoff, der bei
Alzheimerpatienten nur noch in geringen Mengen vorhanden ist. Nachweislich
verbesserte sich die Gehirnleistung der Probanden. Vielleicht ein wichtiger
Baustein bei der Behandlung von Demenzpatienten. (BBC-Online, DAZ Deutsche
Apothekerzeitung)
Zitronenmelisse Pflanze Foto (c) Ute Mangold |
Quellen und weiterführende Literatur
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Zitronenmelisse (Zugriff: Datum einfügen).
Arzneipflanzenlexikon der Gesellschaft für Phytotherapie. https://arzneipflanzenlexikon.info/melisse. (Zugriff: 15.09.2024).
Bühring, Ursel: Alles über Heilpflanzen. Stuttgart/Hohenheim: Ulmer Verlag, 2007, 2020, 1. Nachdruck 2023.
Stern, Cornelia; Ell-Beiser, Helga: Phytotherapie in Theorie und Praxis. Aarau/München: AT Verlag, 2022.
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