TAUSENDGÜLDENKRAUT (Centaurea erythraea)


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Tee oder Schnaps aus Tausendgüldenkraut
steigert den Appetit 

"Bittere Medizin" ist das Stichwort. Hier beschreibe ich eine weitere Heilpflanze, die sich vor allem durch ihre Bitterstoffe hervortut. Wie der vorher beschriebene Gelbe Enzian gehört das Tausendgüldenkraut zur Familie der Enziangewächse (Gentianaceae). Es wirkt verdauungsanregend auf die Bauchspeicheldrüse, Magen, Galle und Darm. Dazu stimuliert es den Appetit und auch bei Schwächezuständen hat es einen anregenden Effekt. Weil es so wertvoll ist, sprich "tausend Gulden wert" bekam es die Bezeichnung Tausendgüldenkraut.

Bitterliebe beschreibt die Geschichte so: "Eine Sage um das Kraut schildert folgenden Hergang. Ein reicher Mann, der unter Sodbrennen litt, versprach einst denjenigen Tausend Gulden, welche ein Kräutlein fänden, was seine Krankheit heilt. So geschah es: Jemand fand eine Pflanze und seitdem trägt diese den Namen "Tausendgüldenkraut".

Ich gebe zu, ich kannte es vorher noch nicht, und das obwohl ich Botanikerin bin. Zu selten wohl die Pflanze. Und da es sich um ein bittere Pflanze, bzw. Pflanzengattung, handelt, mit einem Bitterwert von 2.000 bis 10.000 zwar eher im mittleren Bereich, kam sie bisher in meinen Seminaren noch nicht vor. Wir verwendeten vorwiegend Essbare Pflanzen, Küchenkräuter und gängige Heilpflanzen. Umso spannender, mich nun im Rahmen meiner Fortbildung zur Phytotherapie damit zu beschäftigen. 

Botanisches: Das Tausendgüldenkraut (Centaurium) ist eine Pflanzengattung in der Familie der Enziangewächse (Gentianaceae). Seltener wird es unter anderem Hundert- und Tausendguldenkraut (vor allem in Österreich), Bitterkraut, Fieberkraut, Gottesgnadenkraut, Laurinkraut oder Sanktorinkraut genannt. Die früher 50 Arten wurden in vier Gattungen aufgeteilt und so enthält die Gattung Centaurium seit 2004 nur noch etwa 20 Arten, die hauptsächlich im Mittelmeerraum vorkommen. (Quelle wikipedia)

Von © Hans Hillewaert, CC BY-SA 3.0,
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Medizinisch in der Pflanzenheilkunde wird traditionell das Echte Tausendgüldenkraut verwendet. Es ist aufgrund der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. Es wächst als sommergrüne ein- bis zweijährige krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 20 bis 50, selten bis zu 60 Zentimetern. Der meist aufrechte Stängel ist hohl. Von Centaurium erythraea gibt es viele Unterarten, die hier in wikipedia beschrieben sind. Im Jahr 2004 war es Heilpflanze des Jahres.

Vorkommen: ist ursprünglich in fast ganz Europa mit Ausnahme des nordwestlichen Skandinaviens verbreitet. Es kommt zerstreut auf sonnigen, halbtrockenen bis frischen Wiesen und Waldlichtungen bis in Höhenlagen von 1400 Metern Meereshöhe vor. In den Allgäuer Alpen steigt sie am Grünten in Bayern bis zu einer Höhenlage von 1000 Metern auf.

Historisches: Das Tausendgüldenkraut wurde schon von jeher als Magenmittel eingesetzt. Sein lateinischer Name "Centaurion" rührt daher, weil es mit dem heilkundigen Kentaur Chiron in Verbindung gebracht wurde. Dioskurides, Plinius und Galen unterschieden zwischen einem Großen Centaurion und einem Kleinen Centaurion. Das Kleine Centaurion wurde in der Folge als Centaurium erythraea – Tausendgüldenkraut gedeutet. Beide Pflanzen sollten neben ihrer Wirkung auf die Verdauung auch eine außergewöhnliche Wundheilkraft besitzen. Insbesondere das Kleine Centaurion sollte wegen seiner Bitterkeit gallige dicke Säfte durch den Stuhlgang abführen und Plinius nannte es daher fel terrae – Erdgalle.

Als Arzneimittel: Tausendgüldenkraut wird in der Apotheke als Centaurii herba (Tausendgülden-Kraut) bezeichnet. Man verwendet die getrockneten, oberirdischen Teile blühender Pflanzen von Centaurium minus (Synonym Gentraurium umbellatum, Erythraea centaurium). Vgl. Monografie der Kommission E, veröffentlicht im Bundesanzeiger am 13.03.1990. 

Wirkstoffe: Die medizinisch vielfältig genutzte Droge (getrocknete, oberirdische Teile der blühenden Pflanze) weist an wichtigen Inhaltsstoffen z. B. Bitterstoffe, Flavonoide, Xanthone und Phenolcarbonsäuren auf. Das Echte Tausendgüldenkraut wurde früher in der Volksheilkunde bei Erkrankungen der Leber und Galle sowie bei Fieber eingesetzt.

Nach der deutschen Kommission E kann ein Aufguss der bitter schmeckenden zerkleinerten Arzneidroge bei Appetitlosigkeit und dyspeptischen Beschwerden helfen. Sprich: Verdauungsstörungen. Tausendgüldenkraut hat einen Bitterwert von mindestens 2000 (vgl. Enzianwurzel ab 10.000)

Pharmakologie: Der Bitterstoff der Droge steigert bei Anorexie (Magersucht) und bei dyseptischen (Verdauungs-) Störungen Speichel- und Magensaftsekretion, fördert die Durchblutung der Magenschleimhaut, die Entleerung des Magens und die Gallensekretion. Die Pflanzenteile sind Bestandteile einiger Kräuterliköre.

Rezept Leberpflege - Tee

Quelle: Silke Püstow. S-Balance, Hamburg 



Anwendungsgebiete: Appetitlosigkeit, Anorexie, Verdauungsstörungen (dyseptische Beschwerden). 

Nebenwirkungen, Gegenanzeigen, Wechselwirkungen keine bekannt. Die Kontraindikationen sind Magen- und Darmgeschwüre.

Quellen & Lesenswertes



Abbildung:  Centaurium erythraea Rafn [as Centaurium minus]

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