SCHAFGARBE

ACHILLEA MILLEFOLIUM

Von Franz Eugen Köhler, Köhlers Medizinal-Pflanzen -
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 Die Bezeichnung „Schafgarbe“ geht auf eine Beobachtung von Hirten zurück, die sahen, dass magenkranke Schafe sie besonders gerne fraßen. Das Wort Garbe ist aus der althochdeutschen Garwa oder Garwe entstanden, was mit «die Bereitgestellte» oder «die Gesundmacherin» interpretiert wird. Andere volkstümliche Namen wie Bauchwehkraut, Blutstillkraut, Wundkraut, Frauendank oder Soldatenkraut geben einen Hinweis auf die Eigenschaften dieser alten Heilpflanze. 

Hildegard von Bingen führt die Pflanze als Mittel bei äußerlichen und innerlichen Verletzungen sowie bei Augenentzündungen an. 

Ihr lateinischer Gattungsname „Achillea“ beruht nach Plinius auf der alten Sage, dass der thesaulische Centaur Cheiron Achilles, den Helden des Trojanischen Krieges, in der Heilkunde unterwiesen habe. Und zwar darin, die Pflanzen zur Heilung der blutenden Wunden seiner Krieger anzuwenden. 

Millefolium ist eine Lehnübersetzung vom griechischen myrióphyllon, was «mit unzähligen Blättern» bedeutet. Schaut man sich die Blättchen dieser schönen Wiesenpflanze genauer an, sieht man sie die vielen kleinen Blättchen, zart gefiedert wie Federn. Fast tausendblättrig, sind sie filigran unterteilt.


Schafgarbe (Achilea millefolium) Foto: Ute Mangold, wiesengenuss

Botanisches

Bei den Achillea-Arten handelt es sich um ausdauernde krautige Pflanzen, selten Halbsträucher, die Wuchshöhen von 6 bis zu 80 Zentimetern erreichen. Meist duftet die ganze Pflanze aromatisch. Im Frühling treibt das Rhizom eine Blattrosette aus. Später wächst ein Stängel, auf dem sich die Blüten bilden. Der glatte bis behaarte Stängel ist zäh und innen markhaltig.
Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind gestielt bis sitzend. Die Blattspreiten sind schmal und gefiedert.
Die Schafgarbe blüht weiß bis rosa, ihre kleinen Blütenköpfchen sehen in dichten Scheindolden zusammen. Doch nicht nur als Heilpflanze, auch als Gewürz in einem Wildkräutermenü oder als Dekoration für einen Wildkräutersalat, ist die Schafgarbe zu schätzen.

Und mit ihren umfassenden heilenden Eigenschaften ist die Schafgarbe mit der Kamille vergleichbar.

Vorkommen

Die Schafgarbe wächst häufig auf Wiesen, an Wegrändern, auf Ruderalflächen, Halbtrockenrasen und natürlich auf (Schaf-)Weiden. Sie mag eher trockene, warme und helle Standorte. In den Alpen steigt sie bis fast 2000 Meter hoch. Die Schafgarbe ist sehr weit verbreitet und gehört zu den Pionierpflanzen, die schnell Schutt- und Rohböden besiedeln. Hier festigt sie mit ihren Wurzelausläufern den Boden für andere Pflanzen. 

Volksmedizinisches

Man sagt auch, dass die Bezeichnung „Schafgarbe“ auf eine Beobachtung von Hirten zurück geht, die beobachteten, dass ihre Schafe, die die bittere Pflanze sonst mieden, sie aber fraßen, wenn sie Magenprobleme hatten. Das Wort "Garbe" ist aus der althochdeutschen Garwa oder Garwe entstanden, was mit «die Bereitgestellte» oder «die Gesundmacherin» interpretiert wird. Andere volkstümliche Namen wie Bauchwehkraut, Blutstillkraut, Wundkraut, Frauendank oder Soldatenkraut geben einen Hinweis auf die Eigenschaften dieser alten Heilpflanze. 

Inhaltsstoffe

Die Gemeine Schafgarbe ist eine wertvolle und altbekannte Heilpflanze. Sie enthält ätherische Öle, Gerbstoffe und das entzündungshemmende Chamazulen, ein entzündungshemmender Stoff, der auch in der Kamille enthalten ist. Die Wirkung beruht auf einem Stoffgemisch verschiedenster Stoffe (meist Flavonoide und Terpene bzw. Terpenderivate); die entzündungshemmende Wirkung ist vor allem auf die darin enthaltenen Stoffe Bisabolol, Matricin und Chamazulen zurückzuführen. (Quelle: wikipedia)

Nicht ein Inhaltsstoff alleine, sondern alle Inhaltsstoffe wirken in Kombination antibiotisch, krampflösend und entzündungswidrig. 

Anwendungsgebiete

Bei Einnahme: Appetitlosigkeit, dyspeptische Beschwerden wie leichte, krampfartige Beschwerden im Magen-Darm-Bereich.

Die Wirkungen sind choleretisch (fördert die Gallenabsonderung), antibakteriell, adstringierend (zusammenziehend), antiphlogistisch (entzündungshemmend) und spasmolytisch, sprich krampflösend.

Teezubereitung

Gegen Magenschmerzen hilft ein Schafgarbentee aus 2 gehäuften TL Kraut, die mit ¼ L kochendem Wasser überbrüht werden. Etwa 15 min ziehen lassen und dann abseihen. Der bittere Geschmack der Schafgarbe wird gemildert, wenn man die Blätter mit heißem Wasser überbrüht.

Bestandteil des Arzneimittels

Ist das Schafgarbenkraut, bestehend aus den frischen oder getrockneten und zur Blütezeit geernteten oberirdischen Teilen von Achillea millefolium L. sowie deren Zubereitung in wirksamer Dosierung. Sowie Schafgarbenblüten (Doldenrispen), ebenfalls getrocknet, sowie deren Zubereitungen in wirksamer Dosierung. Enthalten ist ätherisches Öl und andere Stoffe, siehe oben. 

Arzneidroge: In Apothekersprache wird die Schafgarbe als Achilleae millefolii herba (Schafgarbenkraut) bezeichnet. 

Ernte

Schon im Vorfrühling lassen sich die fein zerteilten Blättchen ernten. Auf gemähten Wiesen ist die Ernte frischer grüner Blättchen bis in den späten Herbst möglich. Ihre Blütezeit reicht von Juni bis Oktober.

In der Küche

Die Schafgarbe ist eine essbare Heilpflanze. Ihre Blättchen schmecken zartbitter, kampferartig und aromatisch. Roh sollten sie wegen ihrer Bitterstoffe sparsam wie ein Gewürz eingesetzt werden. Doch es sind eben diese Bitterstoffe, die für die Heilwirkung dieser Pflanze verantwortlich sind. In Speisen sorgen sie durch ihre gallensekretionsfördernde Wirkung für eine leichtere Verdauung und wirken magenberuhigend. Am Tellerrand ausgelegt oder in einer Wildkräutersuppe wirken ihre Fiederblättchen sehr dekorativ. Aus der Schafgarbe lassen sich in Kombination mit anderen Wildkräutern wie Brennnessel, Gundermann und Taubnessel „wilde“ Gewürzmischungen herstellen. Für Farbe und Duft sorgen Veilchen oder Kornblumenblättchen. 

Foto: Ute Mangold

Die Neunstärke - eine mittelalterliche Frühlingssuppe

Traditionell zubereitet aus neunerlei Kräuter: Giersch, Löwenzahn, Taubnessel, Brennnessel, Schafgarbe, Sauerampfer, Sauerklee*, Tripmadam* und Gänseblümchen

Zutaten für 4 Personen

  • Zwei handvoll junge Gierschblätter,
  • je eine handvoll zarte Löwenzahn- und Brennnesselblätter, insgesamt eine handvoll Schafgarbe, Sauerampfer, Sauerklee und Tripmadam sowie Gänseblümchen als Dekoration
  • 1 L Gemüsebrühe
  • 1 Zwiebel
  • 1 Knoblauchzehe
  • 1/8 L Sahne
  • Butter, Salz, Pfeffer und Muskatnuss

Zubereitung

Die Wildkräuter waschen und in einem Küchentuch vorsichtig trockenschleudern und in Streifen schneiden. Die Zwiebel und den Knoblauch fein würfeln und in etwas Butter glasig dünsten. Die Wildkräuter kurz mit dünsten und mit der Gemüsebrühe aufgießen. Etwa 20 min bei schwacher Hitze garen. Anschließend mit den Gewürzen abschmecken. Den Topf von der Kochstelle nehmen und mit der Sahne verfeinern. Die Suppe darf nicht mehr kochen. Auf vorgewärmte Teller geben und mit den Gänseblümchen verzieren.

*) Die eher seltenen Pflanzen Sauerklee und Tripmadam (Felsen-Fetthenne) können auch durch größere Mengen Sauerampfer ersetzt werden.

Leonhart Fuchs - Schafgarbe 

Schafgarbe in der Geschichte der Heilpflanzen

Kräuter werden seit Menschengedenken genutzt. Als Heilpflanzen und als Würzkräuter. Sie geben den Speisen Würze und ganz nebenbei sind sie auch noch gesund für uns. Gerade die Stoffe, die man sieht, riecht und schmeckt, also für Aroma und Duft sorgen, sind diejenigen, die zu unserer Gesundheit beitragen. Doch nicht nur zu unserer - auch Tiere wissen instinktiv welche Kräuter für sie gut sind und welche nicht. So kurieren sich kranke Schimpansen gezielt mit bestimmten Pflanzen und auch bei Gorillas und Orang Utans wurde beobachtet, dass eine Pflanze, die sonst zum Fressen links liegen gelassen wird, von kranken Tieren gefressen wird (Spektrum: Heilkundige im Tierreich).

Und auch Pflanzen profitieren von der Heilkraft anderer. Man denke nur an die stärkenden Pflanzenjauchen mit Rainfarn, Brennnessel oder Schachtelhalm. Und dann gibt es auch Kräuter und Heilpflanzen, von deren schädlingsabwehrenden Nachbarschaft andere Pflanzen ihren Nutzen haben (Stichwort: Ätherische Öle) oder selbst abgewehrt werden (Stichwort Allelopathie).

Vor 60.000 Jahren - Pollenfunde von Heilpflanzen aus der Steinzeit

Natur- und Kulturvölker sammelten seit der Steinzeit (und wahrscheinlich schon früher) die in der Umgebung wachsenden Arten. Auf allen Kontinenten ist dies nachgewiesen. Vermutlich war zunächst die Ernährung das Ziel, doch entdeckten die Menschen auch die Würz- und Heilkraft der Pflanzen und fingen an, sie rund um ihre Wohnhöhlen, später Dörfer und Siedlungen anzubauen. Dies zeigten Pollenfunde aus steinzeitlichen Höhlen und auch an den berühmten jungsteinzeitlichen Pfahlbauten am Bodensee. Nachgewiesen sind Anpflanzungen von Kräutern wie Kamille, Baldrian, Holunder, Wegerich, Schafgarbe, Lein, Hanf und Mohn. Auch Kümmel und der Urahn unserer heutigen Petersilie wurden nachgewiesen. Alles Pflanzen, die heute noch fast jeder kennt. Noch älter sind die mindestens 60.000 Jahre alten Funde von Heilpflanzen Überresten an Gräbern im Zweistromland Mesopotamien und in Ägypten. Darunter wiederum die Samen von Schafgarbe sowie Eibisch.

Auf die Idee, bestimmte Kräuter und Heilpflanzen für die eigene Gesundheit einzusetzen, kamen Menschen vermutlich auch durch die Beobachtung von Tieren, die bei Beschwerden instinktiv spezielle Pflanzen fraßen. Bestes Beispiel sind Schafe und Schafgarbe. Hirten beobachteten, dass ihre Tiere bei Magenentzündungen vermehrt dieses, doch eigentlich so bittere, Kräutlein fraßen. 







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